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freigeborene, zum Knecht, sein Land zur Wüste, und zwar durch die Freunde, an die es sich gehängt hat (14–16). Denn sie wenden sich zu Ägypten und Assur, ihren Erlöser verlassend, um Hilfe, kündigen ihrem Gott den Dienst und treten in den Dienst der Götzen (17–21). Der Drang zum Abfall ist unüberwindlich und ohne Scham (22–27), obwohl so unbegründet, ja unnatürlich (28–32); er läßt sich nicht verbergen, denn Israel trägt die Malzeichen des Abfalls an der Stirne (33–35). Aber es wird von seiner Buhlschaft bösen Lohn haben (36–37). Gleichwohl ist der HErr bereit, die vielfältige Ehebrecherin wieder zu Gnaden anzunehmen, aber freilich nicht ohne aufrichtige Buße (3, 1–5).

 2. Israels Unbußfertigkeit 3, 6–10, 25.

 a. Gegenüber dem Ruf zur Buße 3, 6–4, 4.

 Juda hat auch durch das Strafexempel, welches Gott an Israel statuiert hat, sich nicht warnen und zur wahrhaften Bekehrung bewegen lassen (3, 6–10). Ja, Israel ist besser als Juda, darum bietet jenem Gott an, daß, wenn es umkehrt, er es heimführen und Jerusalem verherrlichen will (11–17). Doch es soll für Israel und Juda Heil kommen, wenn sie umkehren, denn nicht Gottes Ratschluß, der ihnen ja Heil und Segen bestimmt, sondern ihre Sünde hat sie ins Elend gebracht (18–25). Auch jetzt noch ist Rettung möglich für das bußfertige Israel (4, 1–4).

 b. Trotz des herannahenden Gerichts 4, 5–6, 30.

 Der Prophet verkündet nun das Hereinbrechen des göttlichen Zorngerichtes, indem er die Bewohner Israels zur Flucht vor dem heranrückenden Chaldäerheere und zur allgemeinen Trauer auffordert (4, 5–8). Allen zum Schrecken und in Sturmeseile braust der Feind ins heilige Land – o daß Juda sich bekehrte! – und umringt die heilige Stadt zum Lohn ihrer bösen Werke (9–18)! Vom Schmerz erschüttert schaut der Prophet im Geiste die Verwüstung: sie ist allgemein! Insonderheit ist die heilige Stadt verlassen und verödet: die Würger haben sich von der alten Buhle nicht bestricken lassen (19–31). Die Ursache dieses Gerichtes? Es ist kein Gerechter mehr in Gottes Stadt, nur Heuchler; unbußfertig sind die Kleinen und die Großen, Götzendiener und Ehebrecher sind sie alle (5, 1–9). Ausgerottet sollen werden die Abtrünnigen und Sicheren; was sie nicht glauben, wird durch ein schreckliches Volk, das aus der Ferne kommt, geschehen (10–18). Sie fürchten den nicht, der doch alles in der Hand hat, sie beharren in der Sünde der Ungerechtigkeit und fordern Gottes Rache heraus, und was sie nicht hören wollen, wird geschehen (19–31); der Chaldäer wird das Land überziehen, alles wird vor ihm fliehen; er aber lagert sich vor Jerusalem, brennend vor Verlangen, es zu zerstören; Bollwerke wirft er auf um die Stadt voll Sünden; – möchte sie doch einlenken, ehe sie zur Wüste wird (6, 1–8)! Bis auf den letzten Mann wird Jehova sie vertilgen, weil niemand hört, sondern alle den Sünden nachgehen und die Scham verlernt haben (9–15). Aber es hilft bei diesem Volke weder Ermahnung noch Drohung: sie verachten das Wort; darum wird auch ihr Opferdienst sie vor