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vorkommt) c. 3, 25 und c. 4, 4 etc. und seine zeitweilige Stummheit c. 24, 27 gehört hieher. Es gehört dies mit zu dem Ausdrucksvollen, Wirkungskräftigen seiner Predigt.

 Im Vergleich mit andern Propheten greift Ezechiel weiter aus (bis in die ägyptische Zeit hinein verfolgt er Israels Versündigung); er redet stärker von Israels Verschuldung (er stellt es noch tiefer als Sodom), er schaut weiter (er weissagt von Gog und Magog, von dem allerletzten Ansturm der Völkerwelt auf das Gottesreich). Daneben ist ihm aber auch der Anfang der h. Geschichte gegenwärtig, das Paradies. Die Welt mit ihrer Fülle von Völkergebilden betrachtet er als den großen Garten Gottes mit mancherlei herrlichen Bäumen. – Lebt Jesaja in den Verheißungen Davids, Jeremia in den ihm vorangehenden Propheten, so Ezechiel im Gesetz Mosis. Ist bei Jesaja der Hauptbegriff der Knecht Gottes, bei Jeremia der neue Bund, so bei Ezechiel die Einwohnung der Herrlichkeit Gottes im neuen Heiligtum. Daß die Herrlichkeit des HErrn in Israel wohnt, ist Israels Vorzug. Die empörende Gemeinheit seiner Ehebrecherei hat den HErrn aus seinem Heiligtum vertrieben, damit ist dasselbe der Zerstörung zerfallen. Die Wiederherstellung Israels, die in majestätischer Weise erfolgt, unter persönlicher Offenbarung Gottes c. 20, 35 etc., vollendet sich in dem Einzug des HErrn im neuen Heiligtum zu ewigem Wohnen unter seinem Volk, das mit heiligem Dienst fortan ihn ehrt. – Es sind alttestamentliche Formen, unter welchen sich der Kultus im neuen Tempel vollzieht. Ezechiel trifft Vorsorge, daß eine Wiederholung früherer anstößiger Zustände vermieden werde, daß alles würdig zugehe. Aber das religiöse Leben der Zukunft geht dem Propheten, der c. 18 und 22 geschrieben hat, in der Beobachtung äußerer Formen nicht auf. Wenn schon auf Grund der A. T.lichen Offenbarung es zu herrlichen Gottesdiensten kommen konnte, nach denen ein David sich sehnte, wie viel mehr im Tempel Ezechiels, wo (c. 44, 7) nur Leute beschnittenen Herzens (Röm. 2, 29) in denen der Geist des HErrn das Herz erneuert hat (c. 36, 26–27) erscheinen sollen! Jene äußeren Formen sind nur der irdische Leib des neuen Gottesdienstes, denen der Geist, der in dem erneuerten Volk herrschen wird, das Leben einhauchen wird.

 Nach allem Vorhergehenden kann Ezechiel als der priesterliche