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 Erster Hauptteil: Die nahende Vergeltung für die Sünde Jerusalems, ein Ruf zur Buße an die Gefangenen c. 3, 22–c. 24.

 Erster Abschnitt: Der Untergang Jerusalems und seines Heiligtums c. 3, 22–c. 11.

 1. Nachdem der Prophet ins Thal bei Tel-Abib versetzt worden und hier die Herrlichkeit des HErrn wieder geschaut, auch eine allgemeine Weisung für sein prophetisches Verhalten empfangen (3, 22–27), so beginnt nun seine prophetische Verkündigung. In einer Reihe von symbolischen Handlungen zeigt der Prophet, daß Jerusalem erstens eine schwere Belagerung aushalten (4, 1–3), zweitens in eine der ägyptischen entsprechende Gefangenschaft gehen (4–8) und hier drittens nicht bloß Mangel leiden, sondern auch den Heiden gleich sich verunreinigen müsse, damit es durch solches Elend gebrochen werde (9–17). Ein Überrest des zerstreuten Volkes wird zwar sorgsam bewahrt; aber auch von diesem ein Teil noch mit Feuer angesteckt, das auch die Übrigen ergreift. (Jes. 50, 11; Lucä 19, 41 etc.) (5, 1–4). Die Ursache: das zum geistlichen Mittelpunkt der Völker bestimmte Volk ist gottloser, als diese Völker; es hat also Gott den HErrn vor den Augen der Heiden beschimpft, und dies vergilt er dem Volk, indem er an demselben ein Exempel statuiert (5–9), durch ein unvergleichlich schweres Gericht, in welchem der Zorn des HErrn sich völlig Genüge thut (10–17). Die Götzen samt den Götzendienern wird der HErr wegtilgen, damit die Übriggebliebenen im Exile vom Götzendienste sich kehren und an das Wort des HErrn gedenken (6, 1–10). Das Gericht soll ein gänzliches sein, damit man den HErrn um so mehr erkenne, wenn er sein Gericht an ihnen vollendet (11–14). Es kommt nun „das Ende“ für das Land Israel, denn der HErr will nicht mehr schonen, sondern vergelten (7, 1–4). Der Unglückstag ohne gleichen nahet, wo Gott ohne Erbarmen richtet (5–9). Die Strafrute ist schon bereitet; von den Gottlosen wird nichts übrig bleiben (10–14). Die göttliche Strafe dringt überall hin; die aber doch entkommen, sind in der kläglichsten Verfassung (15–18); Silber und Gold, worauf sie ehedem sich verlassen haben und das ihnen zur Sünde geworden ist, wird nun zum Unflat, die Beute des Feindes (19–22); Israel wird gefangen weggeführt, sein Heiligtum ist dem Übermut und Frevel preisgegeben; weder der HErr thut Einhalt, noch die Hirten des Volkes wissen Rat (23–27).

 Kap. 8–11. Damit der Prophet erkenne, wie dem HErrn bei der alles Maß übersteigenden Entweihung seines Heiligtums nichts mehr übrig bleibe, als dasselbe zu verlassen und es der Zerstörung preiszugeben, wird er im Gesichte nach Jerusalem versetzt und zwar zunächst in den Tempel, wo er wieder die Herrlichkeit Gottes schaut (8, 1–4). Hier im Tempel sieht er vier Greuelszenen, und zwar gewahrt er, wie das ganze Haus Israel dem Bild der Eifersucht dient (8, 5–6), allerlei Tiere anbetet (7–12), den Thammus (Adonis) verehrt (13–15), wie die Priester die Sonne anbeten (16); zuletzt vernimmt er Gottes Urteil über solches Greuelwesen (17–18). Sodann sieht er, wie der HErr die Engel ruft, welche Jerusalem schlagen (9, 1–3), wie er jedoch zuerst