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die Treugebliebenen in der Stadt bezeichnen, dann aber die Schuldigen und zwar voran die Ältesten ohne Ausnahme durch sechs Würgengel töten läßt (9, 4–7). Ezechiel bleibt allein übrig; überwältigt von der Strenge des Gottesgerichtes, will er demselben durch Fürbitte Einhalt thun, aber er findet kein Gehör (8–11). Sondern 10, 1–8 muß er sehen, wie Jerusalem mit Feuer verbrannt werden soll, und v. 9–22, wie die Herrlichkeit des HErrn den Tempel verläßt. Dann folgt c. 11 der Schluß des Gesichtes. Das Gericht ergeht über die Volksoberen; sie vertrauten in frevler Sicherheit, daß sie samt der Stadt würden erhalten werden, aber der HErr wird sie hinauswerfen und an der Grenze, fern vom Heiligtum, richten (11, 1–12). Pelatja stirbt sofort, zum Zeichen, daß der HErr sein Wort erfüllt (13). Da der Prophet nun wehklagt, so verweist ihm Jehova diese Klage, denn diese von Gott Gerichteten sind nicht mehr seine Brüder, sondern die armen Exulanten sind es (14–15). Diese wird Gott wieder herstellen, und sie sollen einst wieder in ihre Stadt kommen ein heiliges, wahrhaft priesterliches Volk (16–21). Endlich sieht der Prophet, wie die Herrlichkeit des HErrn Stadt und Heiligtum verläßt und sich auf dem Ölberge niederläßt, um hier das Gericht über die Stadt zu verhängen, er selbst wird nach Chaldäa zurückversetzt, wo er nun (ohne Ekstase) den Exulanten verkündet, was er geschaut (22–25).

 So klar der Prophet im bisherigen das kommende Gericht verkündet hat, so beharrt das Volk dennoch in seiner ungläubigen Sicherheit; deshalb folgt nun

 Zweiter Abschnitt: Die Überführung des Volkes von der Gerechtigkeit des göttlichen Gerichtes und ein Ruf zur Buße c. 12–19.

 1. Das erste Hindernis für das Volk, die Gerechtigkeit und Notwendigkeit des kommenden Strafgerichtes zu erkennen, ist seine Sicherheit. Es erkennt im Exil gar noch kein göttliches Strafgericht, hofft vielmehr auf baldiges Vorübergehen der Bedrängnis und denkt, vgl. besonders v. 27, die Weissagung der Propheten gehe auf ferne Zeit (12, 1–2). Deshalb stellt der Prophet durch symbolische Handlungen dar den baldigen Auszug des Volkes aus Jerusalem in die Gefangenschaft im allgemeinen (3–7), und die unglückliche Flucht des Königs insbesondere (8–16), sowie den Schrecken, der auf das Volk fallen wird (17–20). Endlich muß er dem ungläubigen und sichern Volke einschärfen, daß die Erfüllung nicht weiter verziehen wird, sondern vor der Thür steht (21-28).

 2. Diese Sicherheit des Volkes ist veranlaßt durch die falschen Propheten. Ihnen tritt Ezechiel entgegen, indem er ihr lügnerisches und untreues Wesen aufdeckt (13, 1–7) und ihnen verkündet, daß sie ihres Ansehens, ihres Bürgerrechtes, sowie jeder Hoffnung in Israel beraubt, mit ihrer lügenhaften wohldienerischen Friedens-Weissagung aber zu schanden werden sollen (8–16). Ebenso tritt der Prophet auf gegen die Prophetinnen, welche um des Gewinnes willen weissagen. Ihr Thun ist ein seelenmörderisches in zweifachem