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die Wahl: zwischen der aus 2 Chron. 12, 9 zu erschließenden Eroberung Jerusalems durch Sisak von Ägypten, vgl. 1 Kge 11, 14–22; oder der 2 Chron. 27, 16 erwähnten Eroberung unter Joram durch Araber und Philister; oder der Niederlage, die Joas erlitt 2 Chron. 24, 23. Es ist wohl möglich, daß wir an das erstgenannte Ereignis zu denken haben. Der Eifer und die Entrüstung Obadja’s erklärt sich aus dem Umstand, daß die Feindschaft, welche das Brudervolk zeigte, nach der langen Verbindung desselben mit Israel unter David und Salomo ganz unerwartet kam. Jetzt fehlte ein Rächer, wie David; Rehabeam geriet in Abhängigkeit von Ägypten. Aber Edom’s Unrecht sollte nicht ungestraft bleiben. Was Juda damals erfahren hat, mußte es nach der großen Zeit David-Salomos besonders empfindlich berühren. Damals mögen Israeliten durch die nach dem Westen handelnden phöniz. Seefahrer dorthin (Sepharad vielleicht Sardes) verkauft worden sein. – Aus dem Unglück des Brudervolkes suchte Edom Nutzen zu ziehen und gesellte sich statt Mitleid zu fühlen, zu den plündernden und mordenden Feinden; solche Unthat wird an Edom, wenn der HErr über die Heiden insgemein Gericht halten wird, mit schrecklichem Sturz von seiner stolzen Höhe heimgesucht werden, während von Zion aus das Reich Jehovas und seines Volkes nach allen Seiten sich ausbreiten wird. – Obadjas Weissagung ist von Jeremia in seiner Drohrede über Edom (c. 49, 7–22) und in der über Ammon (vgl. Ob. c. 17b, mit c. 49, 2b) benützt worden. In dem messianischen Gedanken, daß Zion bei dem allgemeinen Gericht eine Stätte der Errettung sein und Jehova der Herrscher auf Erden sein werde, berührt sich Obadja mit Joël c. 3, 5 und 4, 21; auch mit Jesaja c. 14, 32 und 24, 23). – Die kurze Weissagungsrede Obadjas ist inhaltsvoll, kräftig im Ausdruck, in der Erregtheit einer tiefen Entrüstung geschrieben. – Vgl. auch Amos 1, 11–12.

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 Inhaltsübersicht. Aufschrift, Eingang. I. Das Gericht. Jehova entbietet die Völker zum Krieg gegen Edom (1), denn dieses Volk soll tief gedemütigt werden (2). Edom verläßt sich darauf, daß es auf uneinnehmbaren Felsen wohnt: aber wären seine Felsen auch himmelhoch, der HErr wird sie doch von ihren Höhen herunterstürzen (3–4). Von den aufgebotenen Völkern gänzlich ausgeplündert (5–6), von seinen Bundesgenossen verlassen und verraten (7) und dadurch, sowie durch Gott all seiner Weisheit beraubt und seines