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und 494), kein Unterschied zwischen den kanonischen und apokryphischen Schriften gemacht, sondern im Anschluß an den Gebrauch der bedeutendsten Gemeinden beiden gleiches Ansehen beigelegt.

 Diese Beschlüsse waren für die kirchliche Praxis des Mittelalters maßgebend. Doch hat das Ansehen, in welchem die Schriften des Hieronymus standen, in den Gelehrten das Bewußtsein von dem Unterschied zwischen kanonisch und apokryphisch wach erhalten, denn Hieronymus hatte diesen Unterschied ebenfalls festgehalten.

 Zum endgültigen Austrag kam der Streit in der Reformationszeit. Die römische Kirche sanctionierte zu Trient 1546 den Gebrauch der abendländischen Kirche, hob also den Unterschied zwischen kanonischen und apokryphischen Büchern auf und erklärte sämtliche in der Vulgata enthaltenen Bücher als kanonisch; die protestantischen Kirchen aber halten nur diejenigen Bücher für kanonisch, welche der hebräische Kanon enthält. Die apokryphischen Bücher werden von der lutherischen Kirche nach des Hieronymus, Athanasius und anderer Vorgang für nützliche Schriften erklärt, aber den kanonischen nicht gleich geachtet. Die Reformierten verwerfen sie gänzlich.




Kap. 2.
Von der Grundsprache des Alten Testaments.

§ 9.

 Die Grundsprache des Alten Testaments ist die hebräische, nur in einigen wenigen Stücken: Dan. 2, 4–7, 28, Esra 4, 8–6, 18; 7, 12–26, Jer. 10, 11 die chaldäische (genauer aramäische).


§ 10.

 Die hebräische Sprache gehört der semitischen Sprachengruppe an. Sie ist unter den drei semitischen Hauptsprachen die Sprache der Mitte, wie das Aramäische die Sprache des Nordens und das Arabische die Sprache des Südens. Wie das Äthiopische sich an das Arabische anschließt, so das Phönizische an das Hebräische.


§ 11.

 Die Schrift bezeichnet einmal, Jes. 19, 18, die hebräische Sprache als die Sprache Kanaans. Sie ist also nicht den von jenseit des Euphrat eingewanderten Hebräern eigentümlich, sondern diese haben sich dieselbe von den Einwohnern Kanaans angeeignet; die Sprache