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worauf das Volk sich verläßt; aber gänzlich vertilgen will der HErr sein Volk nicht, sondern am Ende es mit Macht erlösen und wieder herstellen (6–11). – Israel ist treulos gegen Gott und die fremden Mächte, auch Juda bricht die Treue, dafür kommt die Vergeltung (12, 1–3). Israel sollte wie der Erzvater Jakob sich vom Unrecht bekehren und durch ernstliche Buße mit Gott um sein Erbarmen ringen (4–7). Aber das Volk hat Kanaans Art und betrügt gerne: sein böses Treiben weiß es mit dem Schein der Rechtlichkeit zu umkleiden (8–9). Aber der HErr läßt sich nicht betrügen; das Volk wird wieder hinausgestoßen werden müssen in die Wüste (die Hütten), wie die Propheten ihm jetzt verkünden (10–12). Wie treulich war Jehova mit Jakobs Samen, wie untreu dieser; dafür kommt jetzt die Vergeltung (13 ff.). Ephraims Sünde hat schon einmal seine Macht völlig zu Boden geworfen (2 Kön. 14, 8–14 vgl. 1 Kön. 19, 15–17) trotzdem sündigen sie weiter: um ihre Abgötterei wird sie der HErr wegfegen aus dem Lande (13, 1–3). Gottes Güte machte das Volk übermütig: nun wird Gott ihr Feind, sie zu verzehren (4–9): Könige und Richter helfen nicht, sie werden hingerafft (10–11). Die Strafe ist unwiderruflich. Doch ist sie das Geburtsweh eines neuen Lebens: je eher sich Ephraim bekehrt, desto eher wird sein neues Leben offenbart, denn den HErrn gereuen seine Verheißungen nicht, nur für jetzt muß Ephraim eingehen in den Tod (12–15). Samariens Untergang ist also beschlossen und wie schrecklich wird er sein (14, 1)! Das soll Israel zur Buße bewegen und zu ernster Besserung (2–4). Jehova wird den Bußfertigen wieder gnädig sein (5). Das Volk soll wieder wachsen und einen guten Namen haben; seine Gefangenen sollen ins Land zurückkehren, sich mehren, Glück und Ehre genießen (6–8). Des Götzendienstes gedenkt Jehova dann nicht mehr, er leitet und beschirmt Israel, er macht es fruchtbar (9). Wer doch auf diese Lockungen des HErrn merkte und sich retten ließe (10)!


§ 50.
6. Micha.

 1. Micha (Wer ist wie der HErr?) aus Maresa (Moreset) im südwestlichen Juda, weissagte unter Jotham, Ahas und Hiskia. Zur Zeit seines Auftretens stand nach c. 1, 6 Samaria noch, das im 6. Jahr Hiskias unterging. Nach Jerem. 26, 18 entfaltete er in der Zeit dieses letzteren Königs eine gewaltige gesegnete Wirksamkeit.

 2. Jothams Zeit war verhältnismäßig eine noch glücklichere und frömmere; aber letzteres mehr zum Schein, als in Wahrheit. Daher gewann die Heidenpartei nach Jothams Tode unter Ahas ohne Mühe die Oberhand; Baals- und Molochsdienst, Abgötterei aller Art gingen bald in Schwang, der Tempel wurde geschlossen.