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Ziel des göttlichen Gerichts (5–8). Aber Samariens Schicksal trifft auch Jerusalem (9). Klagt das Unglück nicht den Fremden, sagt Micha, beweint’s unter euch (10)! Nun beklagt er selbst das Geschick der Nachbarstadt Maresas: ihre Kinder ziehen fort in die Gefangenschaft unter der Wehklage ihrer gemeinsamen Mutter, des Landes Juda (11–16).

 2. Die Ursachen dieses Gerichts sind die Habsucht der Reichen und Mächtigen in Jerusalem: zur Vergeltung sollen sie jetzt und für alle Zeit alles verlieren (2, 1–5), und die Verstockung gegen das Prophetenwort, das sie nicht tragen wollen und doch durch die Unterdrückung der Armen längst verdient haben (6–10). Auch Micha kann Gutes verkündigen und nicht bloß Böses, aber dieses Gute ist nicht Sinnenlust, sondern – die einstige Erlösung aus der Gefangenschaft, in der das sündige Volk jetzt wandern muß (11–13). Insonderheit straft er die ungerechten und unbarmherzigen Richter; sie werden zur Strafe in der Zeit der Not ohne Erbarmen bleiben (3, 1–4), und die mit ihnen Verbündeten falschen Propheten, die um schändlichen Lohnes willen das Volk sicher machen und so ins Verderben stürzen, wie werden sie zu schanden werden (5-8)! Die ungerechten Richter berauben das Volk, um vom Raube glänzende Bauten aufzuführen (9–10). Ja alle, die das Volk leiten, sind grundverderbt, feil und dabei voll Sicherheit: darum wird Zion, Jerusalem, ja selbst der Tempel von Grund aus zerstört (11–12).

 II. Gottes Heilsratschluß mit seinem Volk. – Gottes Volk und die Völkerwelt 4, 1-5, 14.

 1. Doch so tief nun Zion erniedrigt wird, so hoch wird es einst erhöhet: denn es soll ein Mittelpunkt der Völker werden, welche von Zion Belehrung holen, wie sie vor Gott wandeln sollen, und infolge dieser Belehrung unter sich Frieden schließen (4, 1–4). Israel wird dann fest und treu zu seinem Gott halten. Die Völker erkennen dann, wer der wahre Gott ist (5). Das zerstreute, elende Gottesvolk aber wird heimkehren und herrlich wiederhergestellt (6–7), ebenso wie die alte davidische Herrschaft auf Zion erneuert wird (8).

 2. Das Volk, dem seine Fürsten und Ratgeber nun nicht mehr helfen werden, muß zwar um seiner Sünde willen in die Verbannung nach Babel, aber nicht – wie die Völker, die Gottes Ratschluß nicht kennen, meinen – zu ewigem Verderben. Über die feindlichen Völker wird vielmehr das Gericht ergehen, Gottes Volk aber wird zuletzt heimgeführt werden zum Triumphe über die Heiden, wenn gleich jetzt über Jerusalem das Gericht ergehen muß (9–14).

 3. Dem Könige droht Erniedrigung und Schmach, aber aus der Niedrigkeit des davidischen Königshauses geht der ewige König Israels hervor. Zions Leiden sind die Wehen der Geburt des großen zukünftigen Königs. Dieser wird sein Volk sammeln, weiden und schirmen vor Assurs Gewalt (5, 1–5). Gottes Volk wird unter den Heiden ein Segen sein (6), stark in dem HErrn, mächtig, unantastbar siegreich (7–8), gereinigt von widergöttlichem