Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/260

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ninives heim und macht ihm den Garaus; Juda aber darf erfahren, daß es nicht umsonst auf seinen Gott traut. Dies der Hauptinhalt unseres mit gewaltiger Kraft der Schilderung geschriebenen Weissagungsbuches. – Das weltgeschichtliche Ereignis der Zerstörung Ninives führt der Prophet auf den Gott des unscheinbaren Reiches Juda zurück, vgl. Jes. 43, 14. – Nahum berührt sich mit Jesaja (in seinen Weissagungen über Babel und sonst), desgleichen mit Jerem. c. 50–51; mit seiner Schilderung des buhlerischen Charakters der Weltstadt hat er Offenb. c. 17 zum Vorbild gedient.

 Seinen Beruf vollbringt Nahum in dreifacher Weise, c. 1 verkündigt er, wie der HErr, der eifrige, der den Feinden des Volkes Gottes ihre Unthaten vergelten will, der Allgewaltige, vor dessen Zorn alles vergeht, über Ninive kommt (1, 2–9). Jerusalem wird nicht noch einmal wie von Sanherib geängstigt werden: denn plötzlich und rettungslos werden die Assyrer weggerafft; ihr Rat wird zu nichte, Israel wird von Assur erlöst, dessen Herrscher aber ausgerottet samt seinem Götzendienst (10–14). – c. 2 verkündet der Prophet Juda die fröhliche Botschaft vom Untergang seines Feindes (1), sodann wendet er sich v. 2 an Ninive und weissagt ihr, daß der Eroberer (Meder und Chaldäer) wider sie heraufziehen werde, durch den der HErr Ninive seine Übelthat am Volke Gottes vergelten wolle, denn der Eroberer will sie von Grund aus vertilgen (2–3). Dieser Eroberer kommt furchtbar gerüstet: Ninives Bundesgenossen fallen durch seine Gewalt, und Ninive wird erobert (4–7). Die menschenreiche Stadt wird ganz entleert, alles wird weggeführt oder flieht (8–9); was die Niniviten aus aller Welt in ihre Stadt wie in eine Höhle zusammengeschleppt, das plündern die Eroberer rein aus (10–13). Ninives Gewaltthat hat ein Ende (14). – c. 3. Das Gericht hat Ninive verdient durch seine Buhlerei, indem sie alle Völker der Welt durch die Augen- und Fleischeslust, die die Weltstadt ihnen bot, an sich gekettet hat (1–4); die Buhle wird nun zu schanden vor den Völkern, indem der HErr zeigt, was übrig bleibt, wenn die Augen- und Fleischeslust von Ninive weggethan wird, nämlich eine Wüstenei, vor der jedem graut (5–7). Es wird Ninive seine Macht so wenig helfen, als No-Amon, d. i. Theben in Oberägypten, der stark befestigten und von Hilfsvölkern unterstützten Stadt; wie dieses, so wird Ninive doch untergehen, wenn die Zeit da ist und alle Verteidigungsanstalten werden Ninive nichts helfen (8–15). Zur Zeit der schrecklichen Katastrophe sind die Handelsleute, die zu Ninive standen, und die Hilfsvölker verschwunden, die Gewaltigen geschlagen, das Volk zerstreut: niemand wird das Verderben aufhalten (16–18). Wie werden sich die Völker freuen, wenn sie der Drängerin los sind (19)!