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§ 52.
8. Habakuk.

 1. Habakuk (d. h. Umarmung, Luther: der Herzer d. h. der Herzende war nach 3, 19[1] ein Levit; daneben hatte er den Beruf eines Propheten (1, 1).

 2. Die Zeit Habakuks setzt die talmudische Überlieferung in die letzten Jahre des Königs Manasse (vgl. 2 Kön. 21, 10 ff.; 2 Chr. 33, 18). Aus Hab. 1, 5 aber, wo der Prophet sagt, daß noch in den Lebzeiten derer, die er anredet, der Chaldäer über Jerusalem kommen werde ist zu schließen, daß er nicht vor der Regierungszeit des Königs Josia (640–610) geweissagt habe. Seit dem Jahr 625 ging es mit dem assyr. Reich abwärts; die Babylonier (samt den Medern) traten hervor. Die Generation, der er weissagte, konnte also noch den Angriff der Chaldäer erleben. An die Zeit Jojakims (609–598) zu denken verbietet c. 1, 5; denn zu dessen Zeit war ein Vordringen der Chaldäer etwas sehr Wahrscheinliches.

 3. Zweck des Buches. Zur Zeit der Propheten war der Gottesdienst wiederhergestellt, und es gab wieder Fromme; aber sie konnten den Gottlosen gegenüber nicht mehr durchdringen (1, 2–4). Das Verderben, sonderlich der Frevel und die Gewaltthat war geblieben und nahm immer mehr überhand. Als sich nun zugleich neben der zerfallenden assyrischen die neue chaldäische Macht erhob, so offenbarte der HErr dem Propheten, daß sie zur Zuchtrute für das verderbte Juda bestimmt sei, und Habakuk hatte den schmerzlichen Auftrag, dies seinem Volke anzukündigen. Doch war es nicht sein eigentlicher Hauptberuf, sein Volk zu strafen, sondern er sollte die Frommen seines Volkes trösten über den Ausgang der Trübsal, die um der Gottlosen willen hereinbrechen wird. c. 2 ist der Kern des Buches und dieses ist also eine Trostschrift, die den Sturz des chaldäischen Weltreichs verkünden soll.

 4. Die Eigentümlichkeit Habakuks wird durch den alten Spruch gut bezeichnet, der da sagt, daß er klage, bete und tröste,


  1. Da sagt er: „dem Vorsänger auf meinem Saitenspiel“ und daraus schließt man, daß er amtlich – als Sänger – beim Tempeldienst beschäftigt war.