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 2. Haggai ist nüchtern, realistisch, die Wichtigkeit materieller Interessen wohl würdigend; aber er weiß dem natürlichen Streben nach irdischem Nutzen eine andere Richtung zu geben und es in den Dienst der idealsten Aufgabe zu stellen (cf. Matth. 20, 26–27). – Es ist ins Einzelne eingehend, wenn er etwas deutlich vor Augen stellen will, dann aber auch wieder von gedrängter, vielsagender Kürze. Das Kleinod seiner Schrift ist die Verheißung der künftigen weltumfassenden Herrlichkeit des israelitischen Heiligtums. Die letzte Herrlichkeit des Tempels soll größer sein als die erste (c. 2, 10). So viel auch das israel. Heiligtum in seiner zweiten Gestalt Ehre erfuhr, von seiten der Weltherrscher, oder durch den Besuch von Proselyten aus den Heiden, – um die volle Erfüllung der Verheißung hat sich das zur Zeit Jesu lebende Geschlecht durch die Verwerfung seines Heilandes gebracht. So steht also jene nicht bloß die Erde, sondern auch den Himmel bewegende Erschütterung, die dadurch bewirkte Bekehrung der Heiden und daraus sich ergebende Verherrlichung des israel. Heiligtums noch bevor. Das Werk Gottes in der Welt wird dann aber damit zu seinem Ziel gekommen sein, nach Hebr. 12, 26–27.

 Das Wort Haggais ist nicht bloß verstanden worden, es hat auch eingeschlagen; Haggai ist aber im Trösten ebenso kräftig, wie im Ermahnen.

 Inhaltsübersicht.

 1. Das Volk, sagt Haggai strafend und mahnend, entschuldige die Saumseligkeit im Tempelbau immer mit der schlechten Zeit: für seine eigenen Häuser aber habe es Mittel. Die schlechte Zeit komme eben davon her, daß sie den Tempel nicht bauten, denn deshalb hätten sie keinen Segen mehr. Sie warteten auf mehr, aber je länger sie warteten, desto weniger würde es werden. Sie sollten den Tempel bauen, dann würden sie auch wieder Segen haben. Dieser Mahnung gehorchten die Fürsten und das Volk (c. 1).

 2. Dafür tröstet sie dann Haggai (2, 1–2), um die kümmerliche Gegenwart durch Hinweis auf die künftige Herrlichkeit des Tempels, die größer sein werde, als die des ersten (3–9), durch den Segen, den der HErr von nun an wieder geben wolle (10–20), durch die Verheißung, daß Serubabel (das Haus David), wenn die Weltreiche untergehen würden, der Vertraute oder Gesalbte des HErrn sein solle, den er zum Abglanz seiner Herrlichkeit machen wolle (Petschaftring) (21–24).