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Jesaja c. 53 an, ergänzt ihn aber (c. 11, 13) und hebt noch deutlicher die Schuld Israels am Tod seines Heilandes hervor (c. 12, 10, vgl. auch Dan. 9, 26) als jener. Mit Recht heißt Sacharja wegen der Weissagungen in seinem 3. Teil der Prophet der Passionswoche (vgl. c. 9, 9; 11, 13; 12, 10; 13, 7). Der Hinweis auf die erste und auf die zweite Zukunft des HErrn, Evangelium und Eschatologie ist bei Sacharja wunderbar verbunden. In beider Hinsicht faßt er die früheren Propheten zusammen; auf Schritt und Tritt begegnet man auch bei ihm Erinnerungen an dieselben. – Das Buch Sacharja zerfällt ganz kenntlich in drei Teile, die entsprechend ihrem Inhalt in sehr verschiedener Form der Rede sich bewegen, darum aber dennoch einem Verfasser angehören.

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 Nicht unerwähnt mag bleiben, daß man c. 9–11 und c. 12–14 dem Sacharja abspricht, und behauptet, c. 9-11 müsse laut 9, 1 vor der Zerstörung des damascenisch-syrischen Reiches durch Tiglath Pilesar, laut 10, 11 als das assyrische Reich noch existierte, laut 11, 4–17, als die Reiche Israel und Juda noch neben einander bestanden (s. besonders 6. 8. 14), also unter Jotham oder Ahas verfaßt sein; während man von c. 12–14 sagt, sie seien in der Zeit des Jeremia entstanden, und zwar, weil 12, 10. 12; 13, 1 das Bestehen Jerusalems, als der Hauptstadt eines selbständigen Reiches, und des davidischen Königshauses, und 13, 2 ff. der Götzendienst in Jerusalem erwähnt werden u. s. w. – Aber beide Hälften des 3. Teils hängen in sich zusammen; c. 9, 13–16 mit c. 12, 1–9 ist ein und derselbe große Kampf gemeint. Der Hirte des HErrn in c. 11 ist dieselbe Person wie der in c. 13, 7; beide Hälften setzen die Weissagungen Ezechiels voraus, vgl. die Schilderung der schlechten Hirten c. 11 (besonders v. 16) mit Ezech. c. 34; die Weissagung c. 13, 8–9 hängt zusammen mit Ez. 5, 1–5. Die bedeutsame Nennung des Ölbergs c. 14, 4 erinnert an Ez. 11, 23. Letztgenannter Umstand (der Zusammenhang mit Ezechiel) verbietet zugleich, an vorexilische Zeit zu denken; auch späte Weissagungen Jeremias liegen unserem Propheten zu Grunde (vgl. c. 14, 10 mit Jer. 31, 38). Jerusalem erscheint aber bei Jeremia und den gleichzeitigen Propheten in ganz anderer Lage als bei Sacharja c. 9–14. Während es sich bei diesem trotz höchster Bedrängnis behauptet, weiß Jeremia nur von Zerstörung der damaligen Hauptstadt. – Die erste Hälfte c. 9–11 setzt in c. 10, 2, 6, 9 deutlich den Zustand des Gefängnisses als jetzt bestehend voraus (v. 9 erkläre nach Hos. 2, 25). Freilich redet c. 9–11 auch von Jerusalem und Ephraim so, als befänden wir uns noch in der Zeit vor der assyrisch-babylonischen Gefangenschaft (c. 9, 10); aber im Zusammenhalt mit den angeführten Stellen dürfen wir beide nicht als noch bestehende ansehen, sondern müssen sie als aus dem Exil wieder hergestellte denken nach Jesaja c. 11, 11–16, Hos. 2, 1–2;