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Ez. 37, 21 etc.; denn die Weissagung Sacharjas zielt auf den Ausgang des Kampfes zwischen Israel und der Heidenwelt. – Die Gegenüberstellung von Assur und Ägypten c. 10, 10–12 bedeutet nichts anderes als den Gegensatz eines nördlichen und eines südlichen Weltreiches (vgl. Dan. c. 10–12; dazu Esra 6, 22; Neh. 13, 6. Beide letzteren Stellen reden von Assur und Babel, als beständen diese Reiche noch). Endlich führt der c. 9, 13 geweissagte Kampf zwischen den Kindern Zions und Griechenlands notwendig in nachexilische Zeit. – Man meint, die c. 13 gerügten religiösen Schäden (Götzendienst, falsches Prophetentum) hätten sich nach dem Exil nicht mehr gefunden und allerdings hat das Exil eine Wendung in dieser Hinsicht gebracht; aber die Gefahr der Vermischung mit Heiden bestand fort und teilweise ist das Volk auch dieser Versuchung unterlegen vgl. Esra c. 9, 1–2; damit war aber auch dem Götzendienst die Thür geöffnet; dafür daß derselbe, wie es scheint, in Form der Zauberei thatsächlich bestand, vgl. 2. Makkab. 12, 39. Das falsche Prophetentum aber hat sich schon zu Nehemias Zeit ziemlich breit gemacht vgl. Neh. c. 6.

 Teil I und Teil III von Sacharja sind von einander sehr verschieden; dort Gesichte, hier Weissagungsrede; dort lauter Licht, hier zwar auch Licht, aber sich hindurchringend durch düstere Schatten; der Unterschied entspricht der Sachlage. Als es galt, ein verzagtes Volk zum Werk des Tempelbaues zu ermutigen, konnte nicht von Bedrängnis geweissagt werden; denn jenes Werk sollte ihnen gelingen; die durch diesen Erfolg Gehobenen hingegen mußten auf das noch zu überstehende Schwere aufmerksam gemacht werden, damit sie nicht an dem Erreichten in verkehrter Weise hängen blieben. Im übrigen stimmen beide Teile zusammen. Die äußere politische Lage ist beidemal dieselbe. Wenn auch das Reich Babels gestürzt ist, so ist Israel doch noch zerstreut und rings von feindseligen Heiden umgeben. Der Zusammenklang von c. 2, 10 mit c. 9, 9 ist nicht zufällig, so wenig wie der von c. 2, 5 mit 12, 6. Die Doppelseite der Einwohnung des HErrn in seinem Volk kommt in letzteren in charakteristischer Weise zum Ausdruck. Daß der künftig zum Heil seines Volkes Erscheinende von Jehova unterschieden und doch auch selber wieder Jehova ist (d. h. das ewige Wort und der eingeborne Sohn Joh. c. 1, 1–14), tritt bei keinem Propheten mit solcher Klarheit hervor, wie bei Sacharja und zwar im 1. wie 3. Teil (vgl. c. 2, 10–11 u. c. 12, 10). – In äußerer Beziehung besteht eine gewisse Übereinstimmung zwischen den Gesichten des 1. Teils und der symbolischen Darstellung im c. 11.

 4. Inhaltsübersicht.

 Vorwort 1, 1–6. Mahnung zum Gehorsam gegen Gottes Wort.

 I. Die Gegenwart im Lichte der Weissagung 1, 7–6, 15.

 Am 24. Tag des 11. Monats (520) empfing Sacharja folgende sieben Gesichte: 1. Die Reiter unter den Myrten (1, 8–17). Noch sieht der HErr dem Weltlauf ruhig zu, aber bald wird er sich seines Volkes erbarmen