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Anhang.
Die Apokryphen des A. Testaments.


I. Unechte Zusätze zu biblischen Büchern des A. Testaments.

 1. Zu 2 Chr. 33, 12. 13. 18. Das Gebet des Königs Manasse. Ein solches war in den Geschichten der Könige Israels aufbehalten, ist aber mit diesen selber verloren gegangen und durch einen späteren Israeliten in dieser Dichtung ergänzt worden. Auch das Konzil von Trient hat es nicht in die kanonischen Schriften aufgenommen, da es gar keine Gewähr der Echtheit hat. Sein Inhalt ist übrigens der innige Ausdruck eines gebrochenen Sünderherzens.

 2. Zu den Weissagungen des Propheten Jeremiä. Das Buch Baruch und der Brief Jeremiä. Die Geschichte dieses Buches c. 1, 7–11 steht im Widerspruch mit Esra c. 7, 1–14. Schon daraus ergibt sich seine Unechtheit. Der übrige Inhalt zeigt eine vom Wort und Geist des A. Testaments genährte Frömmigkeit. Das Buch gibt 1) ein Bußgebet des gedemütigten Volkes in der Zeit der Gefangenschaft 1, 15–2, 25; 2) ein Gebet um Erlösung aus der verdienten Strafe 3, 1–8; 3) eine Ermahnung an Israel, die rechte Gottesweisheit in dem Gesetze Gottes zu suchen und sich zu ihr zu bekehren 3, 9–4, 4; 4) eine tröstliche Ermahnung Zions an ihre gefangenen Kinder 4, 5–29; 5) eine tröstliche Ermahnung an Jerusalem selbst 4, 30–5, 9; 6) den sogenannten Brief Jeremiä 5, 10–6, 72, der von Jeremiä an die Gefangenen bei ihrer Wegführung gegen Babel gerichtet sein soll, um sie vor dem Greuel und der Thorheit des Götzendienstes kräftig zu warnen.

 3. Zum Propheten Daniel. Die Geschichte der Susanna, worin Daniel als Richter verherrlicht wird, das Gebet des Asarja und der Lobgesang der drei Männer im feurigen Ofen, in welchen beiden Stücken die wunderbare Errettung Daniels und seiner drei Freunde dichterisch ausgemalt wurde. Die Geschichte vom Bel und Drachen zu Babel, welche erzählt, wie Daniel den König Cyrus von der Nichtigkeit der Götzen überführt hat, ist eine Dichtung, welche die Widerlegung des Götzendienstes bezweckt.

 4. Zu Esther. Mehrere Zusätze zur Geschichte von Esther und Mordechai. c. 1 zu Esther 3, 13; c. 2 zu Esther 4, 3; c. 3 zu Esther 4, 17; c. 4 zu Esther 5, 1–2; c. 5 zu Esther 8, 14; c. 6 zu Esther 9, 32. Diese Stücke finden sich in der griechischen und lateinischen kirchlichen Bibelübersetzung, wiewohl mit mannigfaltigen Abweichungen. Verfasser dieser Stücke sind wahrscheinlich ägyptische Juden. Zweck: die Ausschmückung der Geschichte des Buches Esther. Den geringsten Wert haben die Edikte des Perserkönigs; die Gebete atmen einen frommen Geist.

II. Sagenhafte Erzählungen aus alter Zeit.

 1. Das Buch des Tobias. Eine überaus liebliche Schilderung des Lebens einer frommen israelitischen Familie in der assyrischen Gefangenschaft (722 v. Chr.). Der Geist derselben spricht sich in c. 4, 22 aus, doch ist das