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und Wesentliche zu thun ist, da er das, was er berichtet, überall zu bestimmtem Zweck berichtet. Übrigens will Papias an der betreff. Stelle nur sagen, daß Matthäus die Aussprüche des HErrn – für welchen Teil der Evangelien Papias sich besonders interessirte – in hebräischer Sprache geschrieben habe. (So wohl im Gegensatz zu den griechisch geschriebenen Evangelien.)

 4. Der Zweck des Evangeliums ist, wie aus den Umständen, unter denen es verfaßt wurde, und aus der fortgehenden Verweisung des Apostels auf die Weissagung des A. T. hervorgeht, kein anderer, als nachzuweisen, daß in JEsu von Nazareth der dem Volk Israel verheißene Christ erschienen sei, welchen die Juden verworfen hätten, so daß nun das Evangelium unter die Heidenvölker getragen werden müsse. Der Gnadenvorzug Israels ist durchweg anerkannt, wie dies z. B. in dem Befehl JEsu an die Jünger 10, 5 oder noch schärfer in dem Wort an das kananäische Weib hervortritt (15, 26); daneben eröffnet sich aber immer deutlicher die Aussicht auf den durch den Unglauben Israels immer näher rückenden Übergang des Reiches Gottes zu den Heiden (2, 1 ff.; 8, 10–12; 22, 1 ff.; c. 28 a. E. Der Begriff des „Reiches“ tritt bei Matthäus bedeutsam hervor. „Himmelreich“ findet sich bei ihm mindestens 32 mal. Das Evangelium des Matthäus ist gewissermaßen eine Rechtfertigung des Apostels Israels für sein Wirken in der Heidenwelt.

 5. Die Darstellung hält sich nur im ganzen und großen an die Zeitfolge der Begebenheiten. Im übrigen gruppiert sie nach sachlichen Gesichtspunkten. Besonders sind die Aussprüche des HErrn nach ihrer inneren Verwandtschaft zusammengestellt und zu zusammenhängenden Reden verarbeitet, wodurch oft ein großartiger Gesamteindruck erzielt wird. (Rubrikenartige, dem ehemaligen Zöllner geläufige Darstellungsweise?)

 6. Inhaltsübersicht.

 I. JEsus, der verheißene Sohn Davids, schon in seiner ersten Erscheinung von Israel verworfen c. 1. 2.

 JEsus ist der verheißene Same Abrahams und Sohn Davids, s. besonders 1, 1 u. 1, 17 (1, 1–17). Er ist als der von dem heiligen Geiste empfangene Sohn der Jungfrau der verheißene Immanuel (18–25). – Jerusalem erfährt die Geburt seines Christ durch die Magier, welche aus der Ferne kommen, den Neugeborenen anzubeten; das Volk Gottes läßt sich aber durch ihre Ankunft nicht zum Glauben an den Neugeborenen bewegen, sondern die einzige