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Lukas ausführlich mitgeteilten Reden JEsu gibt er meist nur die Grundgedanken vgl. 6, 8 ff., 8, 13. Die Bergpredigt übergeht er bis auf wenige Worte, die große antipharisäische Rede des HErrn Matth, c. 23 schrumpft bei ihm auf etliche Verse zusammen (12, 38 bis 40). Da das Buch nicht für Juden, sondern für Heidenchristen bestimmt war, so tritt die Beziehung aufs A. Testament und der Gegensatz gegen das pharisäische Judentum in den Hintergrund, wie wir denn, im Unterschied von Matth. bei Markus nur ein einziges auf seine Rechnung kommendes A.T.liches Citat (1, v. 2. 3) finden, durch welches er die Verbindung des Alten mit dem Neuen Testament herstellt. Die Ausführung c. 7, 1–23 mag auf die Bekämpfung der Neigung zu zeremonialgesetzlicher Frömmigkeit berechnet sein, welche unter anderen auch in Rom (Röm. c. 14) sich fand.

 Die Anlage des Evangeliums ist folgende:

 I. Das Wirken JEsu in Galiläa, 1, 14-9, 29.

 Die Einleitung zur Wirksamkeit JEsu bildet die Predigt Johannes des Täufers, welcher auf Christum hinwies (1, 2–8; v. 1 ist Überschrift für das Ganze), die Taufe JEsu, bei der das Zeugnis seines Vaters über ihn erging, seine Versuchung und Bewährung (9–13). Hierauf beginnt er sein Wirken mit der Verkündigung des Reiches Gottes (14–15), beruft seine ersten vier Jünger (16–20) und erregt durch sein Wort wie durch seine Wunder (Heilung des Dämonischen, der Schwieger Petri, vieler Kranken in Kapernaum) solches Aufsehen, daß er Kapernaum verläßt, um durch Galiläa zu wandern (21–39) und nach der Heilung des Aussätzigen, um sich dem Andrang des Volkes zu entziehen, die Einsamkeit suchen muß (40–45).[1]

 Gegenüber der Bewunderung des Volks offenbart sich der feindselige Gegensatz der Schriftgelehrten, bei Gelegenheit der Heilung des Gichtbrüchigen (2, 1–12), des Festmahls mit den Zöllnern bei der Berufung Levis (13–17), bei der Wahrnehmung, daß seine Jünger das Fasten unterlassen (18–22) und am Sabbat Ähren ausraufen (23–28) und gelegentlich einer von ihnen als Sabbatsheilung JEsu (3, 1–6).


  1. Schon in diesem ersten Kapitel zeigt sich die ganze Eigentümlichkeit des Markus. Seine Erzählung hat etwas Gedrängtes, zum Ziele Eilendes (vgl. das auf Schritt und Tritt begegnende εὐθέως). Daher bleibt die Geburt und Kindheitsgeschichte Jesu außer Betracht, die Predigt des Täufers schrumpft zu einem einzigen Wort des Zeugnisses von JEsu zusammen, von der Versuchungsgeschichte wird nur der Anfang und der siegreiche Ausgang erzählt, nicht aber die einzelnen Versuchungen. – Mit diesem Streben nach Kürze aber verbindet sich bei Markus eine malerische Anschaulichkeit der Darstellung, die er durch Hervorhebung charakteristischer Einzelzüge erreicht vgl. 1, 7; 1, 13 (er war bei den Tieren); 3, 5; 7, 34; 8, 12; 9, 36; 10, 16 u. ö.