Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/308

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

desselben (Akt. 24, 23; Kol. 4, 14; Philem. 24; Akt. 27, 1–28, 16, vgl. 2 Tim. 4, 11). Von seinem weiteren Lebensgange haben wir keine sichere Kunde: nach Gregor von Nazianz starb er als Märtyrer.

 2. Daß Lukas wirklich der Verfasser des dritten Evangeliums sei, bezeugt die einstimmige Tradition der alten Kirche. Die Zeit der Abfassung will man aus Luk. 3, 1 und Akt. 28, 30 erkennen. Danach wäre das Evangelium einerseits noch vor dem Ende der Herodeischen Herrschaft oder vor dem Ausbruch des jüdischen Krieges (66) geschrieben, weil Lukas nicht, wie er 3, 1 thut, die Zeit nach der Herodeischen Herrschaft angäbe, wenn diese nicht noch bestände. Anderseits aber würde die Abfassung nicht vor die erste Gefangenschaft des Paulus in Rom gesetzt werden dürfen, weil Lukas die mindestens zweijährige Dauer dieser Gefangenschaft Ap.-Gesch. 28, 30 ausdrücklich bezeugt. Demnach würde also die Abfassung des Evangeliums in den Zeitraum von 64–66 fallen. Lassen wir dagegen mit anderen die Angabe des Irenäus gelten, Lukas habe sein Evangelium nach dem Tode des Petrus und Paulus geschrieben, so rückte die Abfassungszeit näher an das Jahr 70, jedoch nicht über dieses Jahr hinaus, da wir weder im Evangelium (mit Unrecht hat man sich auf 21, 24 berufen), noch in der Apostelgeschichte eine Beziehung auf die Zerstörung Jerusalems finden. Wo Lukas sein Evangelium geschrieben habe, ist ganz unbekannt.

 3. Laut des Eingangs 1, 1–4 verfolgt Lukas mit seinem zweiteiligen Werke, dem Evangelium und der Apostelgeschichte, den Zweck, zunächst dem Theophilus, einem, wie es scheint, mit dem Christentum bereits näher bekannt gewordenen vornehmen Antiochener, „durch eine auf gründlichen Nachforschungen beruhende, zusammenhängende Darstellung der ganzen Entwicklung des Christentums die Zuverlässigkeit dessen, was er aus mündlicher Überlieferung davon kennen gelernt hatte, nachzuweisen.“ Lukas vermochte das; denn er hatte die N. T.liche Geschichte von Anfang an sorgfältig erforscht[1] und aufgezeichnet; von der Wirksamkeit der Apostel kannte er einen


  1. Dies erhellt besonders aus der Vergleichung des Lukas-Evangeliums mit Josephus in Bezug auf die Schatzung des Quirinius c. 2, 2 und Apost.-Gesch. 5, 37. Jene Schatzung und der Aufstand des Judas fand kurz nach des Herodes Tod statt. Josephus datiert beides 10 Jahre später.