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für Arme und Unglückliche c. 7, 1–17, 16, 1–31; 21, 1–4; während die manchfachen Warnungen für die Reichen und Mahnungen zur Mildthätigkeit auf den „reichen“ Theophilus berechnet sein mögen; c. 6, 20–26; 11, 41; 12, 13–21; 14, 12–14 u. 16–24; 16, 1–31; 19, 2–10. Die Bestimmung des in Christo erschienenen Heils für die ganze Welt, schon in der Zurückführung des Geschlechtsregisters JEsu bis auf Adam angedeutet, in der Weissagung Simeons c. 2, 32, ausgesprochen, durch das thatsächliche Vorhandensein außerisraelitischer Frömmigkeit (7, 2–10; 10, 33; 17, 16; Ap.-Gesch. 10, 1 etc.) bewährt und bestätigt, geht nicht bloß aus einzelnen Stellen, sondern vor allem aus der Anlage des ganzen zweiteiligen Werkes des Lukas hervor, welches den Gang des Evangeliums von Jerusalem bis Rom, dem damaligen Mittelpunkt der Welt darlegt. – Das „ordentlich“ c. 1, 3 will nicht sowohl von genauer, chronologischer Ordnung verstanden werden (in chronolog. Angaben zeigt Lukas bei den einzelnen Geschichten eine vorsichtige Zurückhaltung c. 5, 17; 8, 22; 20, 1 „an einem der Tage“ und die anderen unbestimmten Einführungen c. 11, 1; 14, 1 etc.), sondern von der Ordnung der Sachen.

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 5. Was das Verhältnis des Lukasevangeliums zu dem des Matth. anlangt, so hat Lukas mit Matthäus den Stoff vielfach gemein, aber der Plan des Ganzen und die Anordnung des Einzelnen ist bei beiden völlig verschieden. Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist, daß eine ganze Anzahl von Aussprüchen JEsu, welche bei Matthäus aus ihrem geschichtlichen Zusammenhang ausgehoben und (um ihres verwandten Inhalts willen) in sehr wirkungsvoller Weise zu großen zusammenhängenden Lehrreden verarbeitet sind, bei Lukas uns vereinzelt und mit genauer Angabe der geschichtlichen Situation, aus der sie erwachsen sind, begegnen. Vgl. z. B. Luk. 6, 20 ff. (Anschluß der Bergpredigt an die Jüngerwahl); Luk. 10, 13 ff. (Weheruf über Bethsaida und Kapernaum bei der Aussendung der 70 Jünger); Luk. 11, 1 (Die Veranlassung, bei der der HErr seine Jünger das Vater Unser gelehrt); Luk. 14, 31 ff. die Wehklage über Jerusalem (im Anschluß an die Meldung von dem Mordplan des Herodes) und v. a. Eine Benutzung des (aramäischen) Matthäus durch Lukas ist damit nicht bewiesen. Aber auch die Annahme,