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daß Lukas unser Markusevangelium gekannt und benützt habe, ist nicht zu erweisen. Denn wenn auch namentlich am Anfang die Reihenfolge der Begebenheiten bei Markus und Lukas viel Ähnlichkeit aufweist, so finden sich doch auch hier Versetzungen und Auslassungen genug, welche obiger Annahme widersprechen. Wir müssen bekennen, daß wir – abgesehen etwa von der Kindheitsgeschichte, welche auf die Familie JEsu, wenn nicht auf Maria selbst, als Quelle zurückgeführt werden dürfte, – über die Luk. 1, 1–4 angedeuteten Quellen des Lukasevangeliums nichts mit einiger Sicherheit auch nur vermuten können.

 6. Inhaltsübersicht.

 Prolog 1, 1–4. Das Vorhaben des Evangelisten. Rechtfertigung und Zweck desselben.

 I. Die erste Verkündigung von JEsu, dem Heiland Israels und der Welt, 1, 5 bis 2, 52.

 Mit der Verkündigung von der Geburt und dem Beruf des Vorläufers welche sein Vater, der Priester Zacharias, im Tempel zu Jerusalem aus Engelsmund empfängt, hebt die N.Tl. Geschichte an (1, 5–25). Darauf folgt die Engelsbotschaft an Maria in Nazareth, daß sie in Kraft des hl. Geistes Mutter des Heilandes werden solle (26–38). Der Botschaft vom Himmel antwortet das gläubige Zeugnis der Menschen: Elisabeth begrüßt kraft prophetischer Erleuchtung Maria als Gottesmutter, worauf Maria den Gott preist, der so Großes an ihr thut (39–56), und Zacharias, nach der Geburt des Johannes, den in derselben sich ankündigenden Anbruch einer neuen Heilszeit für Israel besingt (57–79). Es folgt nun die Geburt JEsu selbst und alsbald wieder die Engelsoffenbarung über dieselbe an die Hirten und das Zeugnis von derselben durch die Hirten Bethlehems (2, 1–20). Nun hören wir, wie bei der Beschneidung die engelische Verkündigung von JEsu sich erfüllt und bei der Darstellung im Tempel Simeon und Hanna von JEsu, als dem Heilande Israels und der Welt, weissagen (21–40). Mit dem Zeugnis des zwölfjährigen JEsus von seiner einzigartigen Gemeinschaft mit Gott dem Vater schließt die erste Reihe neutestamentlicher Verkündigungen von JEsu (41–52).[1]


  1. Die Erzählungen des Matthäus und Lukas aus der Kindheitsgeschichte JEsu, in der Hauptsache, dem Bericht von der wunderbaren Geburt, übereinstimmend, sind von einander völlig unabhängig. Die harmonistischen Schwierigkeiten lösen sich am einfachsten durch die Annahme, daß die Ankunft der Weisen und die Flucht nach Ägypten nach der Darstellung JEsu anzusetzen, in der hier zusammendrängenden Erzählung des Lukas also zwischen v. 38 und 39 des 2. c. einzuschieben sind.