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warnt er vor der irdischen Sinnesweise, durch die sich die schon Berufenen um das Himmelreich bringen (15–24). Ein andermal drängen sich viele an ihn heran; das gibt ihm Anlaß, von dem Ernste seiner Nachfolge und der notwendigen Selbstprüfung vor dem Eintritt in dieselbe zu reden, da ohne Entschiedenheit der Selbstverleugnung die Jüngerschaft wert- und nutzlos ist (25–35). Ein andermal murren die Pharisäer wieder, daß er mit den Zöllnern und Sündern sich abgibt, worauf er in drei Gleichnissen die barmherzige Liebe darlegt, welche sich gerade immer dem Verlorenen zuwendet (15, 1–7), dieses mit allem Fleiße sucht (8–10) und es wieder aufnimmt, auch wenn es solcher Aufnahme sich völlig unwert gemacht, wofern es diese nur wieder sucht (11–32), wobei in dem Bild des älteren Sohnes, der dem jüngeren die Begnadigung nicht gönnt, die Pharisäer sich spiegeln sollen. In dem Abschnitt von dem ungerechten Haushalter (16, 1–13) zeigt er, daß Verwendung des irdischen Gutes im Dienst der Barmherzigkeit die wahre Klugheit der Kinder des Lichts sei, und daß selbstsüchtiger Genuß des Irdischen den Menschen um den Anteil an dem Genuß des himmlischen Erbes bringe (14–31).

 c) Was JEsus von den Seinen erwartet, 17, 1–18, 30.

 Die folgende Reihe von Aussprüchen lehrt positiv das rechte Verhalten der Jünger. Sie sollen kein Ärgernis geben, dagegen einander vergeben (17, 1–4). Die Bitte der Jünger um Mehrung des (wunderthätigen) Glaubens bescheidet der HErr dahin, daß sie für ihren apostolischen Beruf kein sonderlich großes Maß desselben begehren und für die Ausrichtung desselben kein sonderliches Verdienst in Anspruch nehmen sollen (17, 5–10). Es folgt die Geschichte von den zehn geheilten Aussätzigen, unter denen nur ein Dankbarer sich fand und zwar ein Samariter (vielleicht eine Hindeutung darauf, daß der HErr für sein Heilswerk mehr Dank außer Israel finden werde als bei seinem Volk (17, 11–19). Den Pharisäern, welche nach dem Kommen des Reiches Gottes fragen, antwortet er, daß es (in seiner Person) bereits gegenwärtig sei, und ermahnt zur Wachsamkeit in Erwartung seiner Zukunft (20–37), und zu anhaltendem Gebet um die schließliche Erlösung der Gläubigen (18, 1–8), lehrt, daß man ohne demütiges Erkennen und Bekennen der Sünde nicht gerecht werde in Gottes Augen (18, 9–14); daß kindliche Hinnahme der Gnade nötig sei, um ins Reich Gottes zu kommen (15–17), desgleichen Freiheit der Seele vom irdischen Gut (18–30).

 4. Die letzten Zeugnisse JEsu an sein Volk 18, 31–21, 38.

 Mit 18, 31–19, 27 wird uns die Reise JEsu zum Todesleiden in Jerusalem berichtet. Eingeleitet ist sie durch die Leidensverkündigung (18, 31 bis 34), an welche sich die Heilung des Blinden in Jericho anschließt (35–43). Die Erzählung von der Einkehr JEsu bei Zachäus (19, 1–10), ist dem Lukas eigentümlich, ebenso einzelne Züge in dem Gleichnis von den anvertrauten Pfunden (11–27), besonders die Androhung der Strafe über das gegen Ihn, seinen König, sich auflehnende Israel, desgleichen das Bild des weinend in seine Stadt einziehenden Königs, der er den Untergang verkündigt (28–44).