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(Joh. 19, 25, vgl. Matth. 27, 56; Mark. 15, 40), einer jener Frauen, welche JEsu nachfolgten bis ans Kreuz (Matth. 27, 56; Mark. 15, 40; 16, 1; Joh. 19, 25). Seine Bekanntschaft im Haus des Hohenpriesters c. 18, 15 mag durch die Beziehungen seiner Mutter veranlaßt sein, Luk. 1, 36. Vorher Jünger des Täufers wurden er und Andreas die ersten Jünger JEsu (Joh. 1, 35 ff.), dem er, erst in der natürlichen Glut einer feurigen Seele (Mark. 3, 17; Luk. 9, 54; Matth. 20, 20 ff.; Mark. 10, 35 ff.), dann aber in der völligen Hingabe des brünstig glaubenden und liebenden Jüngers anhing (1, 14). Hinwiederum hat auch der HErr ihn mit Petrus und Jakobus dem Älteren in seine Nähe gezogen, ja ihn seiner sonderlichen Liebe und Freundschaft wert geachtet (13, 23; 20, 2 u. a.). Infolge dieser Freundschaft hat er ihm im Tode seine Mutter Maria anvertraut (Joh. 19, 26). Nach der Auffahrt JEsu behielt Johannes seinen Aufenthalt mit nur kurzen Unterbrechungen (vgl. Akt. 8, 14; Gal. 1, 19), in Jerusalem, eine der Säulen der dortigen Kirche (Gal. 2, 9), bis er, wie Irenäus berichtet, seinen Wohnsitz nach Ephesus verlegte, jedenfalls erst nach dem Tod des Paulus um die Zeit der Zerstörung Jerusalems. In Ephesus und überhaupt in Asien genoß Johannes, als der einzige Überlebende aus dem Kreis der Apostel, ein außerordentliches Ansehen; er nahm, nach dem Zeugnis des Polykrates von Ephesus c. 190 eine hohepriesterliche (oberhirtliche) Stellung in der damaligen Kirche ein. Später wurde er für eine Zeitlang auf die Insel Patmos verbannt (Apok. 1, 9). Ein größeres Leiden aber war es für Johannes, daß er die verderblichen Irrlehren des Gnostizismus (1. Joh. 4, 1–3) in die Kirche hereinbrechen sah. Diesem Verderben hat er sein unerschütterliches Zeugnis von dem entgegen gehalten, dessen gottmenschliches Bild er am tiefsten aufgefaßt hatte und darum am reinsten wiederspiegeln konnte, und dasselbe – wiewohl ohne erkennbare polemische Tendenz – in seinem Evangelium schriftlich fixiert. Er soll im höchsten Alter unter Trajan gestorben sein.[1]

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  2. Nach uralter Überlieferung (des Irenäus u. a.) schrieb Johannes sein Evangelium in Ephesus auf Bitten seiner dortigen


  1. Über die Beziehungen des Verfassers des Evangeliums zu den anderen Johanneischen Schriften siehe diese.