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auf der Hochzeit zu Kana, sodann durch sein öffentliches Hervortreten vor seinem Volk in Jerusalem (2, 12–3, 36), in Samaria (4, 1–42), in Galiläa (43–54).

 JEsus straft durch die symbolische That der Tempelreinigung die veräußerlichte jüdische Frömmigkeit, welche das Heilige entweiht und stellt sich selbst als den wahrhaftigen Tempel Gottes dar (2, 12–22). (Diese 1. Tempelreinigung wird auch von den Synoptikern indirekt bezeugt vgl. c. 2, 19 mit Matth. 26, 61.) Eine Ausnahme unter seinesgleichen bildet Nikodemus, der sich von JEsu angezogen fühlt und in ihm wenigstens den Gottgesandten anerkennt. Ihm bezeugt er die Notwendigkeit der Wiedergeburt zum Eingang in das Reich Gottes und sucht ihn zum Glauben an Ihn als den Erlöser zu führen (3, 1–21). Die Jünger des Täufers, bei denen mehr Verständnis für JEsu Person vorauszusetzen war, können sich nicht darein finden, daß vor seinem Ruhm der ihres Meisters erbleicht, ungleich diesem, der sich gern bescheidet als Freund des Bräutigams vor dem Bräutigam selbst zurücktreten (22–36).

 JEsus verläßt Judäa, des Johannes Werk nicht zu zerstören (4, 1–3). In Samaria, wo er das sündige Weib am Jakobsbrunnen bekehrt, indem er in ihr Buße, und damit den Anfang geistlichen Lebens erweckt, findet er Glauben, überläßt aber die Einheimsung der schon reifenden Ernte seinen Jüngern (4, 4–42), und kehrt nach Galiläa zurück, wo man seinen Worten den Glauben versagt und denselben nur seinen Wundern schenkt (4, 43–54). Offenbar soll in diesem einleitenden Abschnitt die verschiedene Aufnahme, die der HErr fand und die die mannigfachsten Abstufungen des Glaubens und Unglaubens aufweist, dargestellt werden.

 II. Der Kampf zwischen dem Lichte und der Finsternis c. 5–12.

 a) Der Beginn des Kampfes (c. 5–6). Das Wunder am Teich Bethesda erregt wegen der vermeintlichen Sabbatschändung und wegen der Erklärung JEsu über sein einzigartiges Sohnesverhältnis zu Gott Anstoß und tödliche Feindschaft der Juden; vergebens beruft sich JEsus auf das ihm zur Seite stehende dreifache Zeugnis des Täufers, seiner Wunderwerke, der Schrift (c. 5). c. 6 bezeichnet den Wendepunkt in der galiläischen Wirksamkeit JEsu. Die Gäliläer schätzen wohl die leibliche Wohlthat JEsu; als er sie aber vom Sinnlichen zum Geistlichen erheben will und – im Anschluß an die Speisung der 5000 – von dem durch den Glauben vermittelten Genuß seiner Person, ja seines Fleisches und Blutes spricht, ärgern sie sich an ihm. Nur die Jünger bekennen sich zu ihm, doch in ihrer Mitte ist einer ein Teufel.

 b) Der Höhepunkt des Kampfes (c. 7–10). JEsus geht seinem anfänglichen Vorhaben zuwider, doch in anderer Absicht als seine meisternden Brüder ihm zumuten, zum Laubhüttenfest nach Jerusalem. Aber trotz des mächtigen Eindrucks seiner Selbstbezeugung und Verteidigung bleibt das Urteil des Volkes über ihn unsicher und zwiespältig, während die geistlichen Machthaber bereits entschlossen sind, Hand an ihn zu legen (c. 7). JEsus führt nun 8, 12–59 den Gegensatz zwischen ihm und den Juden auf seinen letzten Grund zurück. Er, als der Sohn des Vaters in Wesensgemeinschaft mit ihm stehend, redet die