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Wahrheit, sie aber sind Kinder Satans, des Mörders und Lügners. Das Selbstzeugnis JEsu hebt sich immer höher und steigert sich bis zu zweifellos göttlichen Aussagen von seiner Person; es steigert aber in gleichem Maße den Widerspruch und Haß den Juden, die bereits nach Steinen greifen (c. 8). Das Thatzeugnis von der Gottheit JEsu in der wunderbaren Heilung des Blindgebornen macht sie vollends blind (c. 9).

 Hierauf zeichnet JEsus den scharfen Gegensatz zwischen ihm, dem guten Hirten und den geistlichen Oberen Israels, die, weil sie ihn nicht anerkennen und sich ihm nicht unterordnen, ihre göttliche Legitimation zur Leitung des Volkes Gottes verwirkt haben, und die als selbstsüchtige Mietlinge nur das Ihre suchen, während er sein Leben für die Schafe gibt (10, 1–21). Beim Fest der Tempelweihe verlangt das Volk ungeduldig eine offene Erklärung von JEsu über seine messianische Würde, er verweist sie auf seine Werke, in denen das Zeugnis für seine Wesenseinheit mit dem Väter vorliegt – ohne andern Erfolg, als daß er wieder mit Steinigung bedroht wird, worauf er sich nach Peräa zurückzieht (22–42).

 c) Der Ausgang des Kampfes (c. 11–12). Die höchste Herrlichkeitsoffenbarung JEsu als Fürsten des Lebens in der Auferweckung des Lazarus hat zur Folge die höchste Steigerung der Feindschaft der Juden. Um den Erfolg dieser Offenbarung zu hindern, beschließt der Hoherat die Tötung JEsu, der sich hierauf in die Wüste Ephrem zurückzieht (c. 11). In Bethanien deutet er bereits voll des Gedankens an seinen Tod die Salbung Marias als Einbalsamierung seines Leichnams und zieht dann, von dem Volk, das noch unter dem frischen Eindruck der Erweckung des Lazarus stand, jubelnd als König begrüßt, in Jerusalem ein (12, 1–19). Die Bitte der Griechen, ihn sehen zu dürfen, mahnt ihn an seinen bevorstehenden Tod, durch welchen die Kraft seines Lebens erst entbunden werden wird zum Segen auch für die Heidenwelt, läßt ihn aber auch vorahnend des Todes Bitterkeit empfinden, für welche er sich Stärkung erbittet und durch das Zeugnis des Vaters über seinen Todesausgang auch erhält, worauf er noch einmal die Juden ermahnt, die zu Ende gehende Zeit des Heils zu nützen (20–36).

 Hiermit beschließt Johannes die öffentliche Wirksamkeit JEsu; sie hat gemäß der Weissagung des Jesajas den Juden zur Verstockung gereicht. Daß es zu diesem Ausgang kam, lag nicht an JEsu Selbstoffenbarung, sondern an ihrem Unglauben: durch diesen sind sie gerichtet (37–50).

 III. JEsus und die Seinen c. 13–17.

 Die letzten Stunden seines Lebens gehört JEsus ausschließlich seinen Jüngern an, die er nun zur innigsten Gemeinschaft mit sich zusammenschließt. Die Fußwaschung, die er an ihnen vollzieht (wohl aus Anlaß des Luk. 22, 24 ff. erwähnten Vorfalls), soll den Jüngern ein Vorbild dienender Liebe sein und zugleich ein Sinnbild des höheren Liebesdienstes, den er ihnen thun wird in der Reinigung von Sünden (13, 1–20). Darauf entlarvt er den Verräter und scheidet ihn dadurch aus dem Jüngerkreis aus, sagt auch dem