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wären; sowie der Hinweis auf die gleiche Leidenslage der Christengemeinden in Judäa, die, ebenso wie die Leser, von ihren eigenen Volksgenossen um des Glaubens willen verfolgt würden (v. 3–16). Endlich rechtfertigt er sich gegen den Vorwurf oder Schein, als habe er sie in ihrer Not vergessen. Sei er auch selbst verhindert worden zu kommen, so habe er ihnen doch, um sie zu stärken, den Timotheus geschickt, durch dessen gute Nachrichten von ihnen er selbst erfreut und gestärkt worden sei (2, 17–3, 10). Voll Sehnsucht sie zu sehen, bete er nun, bis ihm der Wunsch erfüllt werde, zu ihnen zu kommen, daß Gott sie stärken und bewahren wolle, bis zur Wiederkunft des HErrn (11–13). Um dies Ziel aber zu erreichen ist nötig[.]

 II. Die Bewahrung der Gemeinde vor dem Wesen der Welt c. 4, 1–12.

 Mit Berufung auf sein mündliches Wort warnt Paulus die Leser vor der Zuchtlosigkeit in geschlechtlichen Dingen, welche sie in der üppigen heidnischen Stadt rings umgibt, sowie vor der Selbstsucht in Handel und Wandel, die in der Handelsstadt gang und gäbe ist, Sünden, die Gottes Rache herausfordern (3–8). Im Gegensatz zu solchem Wesen sollen sie immer wachsen in der Bruderliebe und sich angelegen sein lassen, still zu arbeiten, damit sie der Heiden nicht bedürfen (9–12).

 Diese Warnung vor frommem Müßiggang hing aber wohl zusammen mit schwärmerischen Hoffnungen auf die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft des HErrn. Deshalb folgt nun

 III. Die Belehrung über die Wiederkunft des HErrn c. 4, 13–5, 11.

 Der Apostel belehrt die Gemeinde, daß die vor der Offenbarung des HErrn in seiner Herrlichkeit Entschlafenen dadurch nicht in Nachteil versetzt sind gegen die, welche sie noch in diesem Leibe erleben. Denn bei der Wiederkunft des HErrn werden sie zuerst auferweckt und ihm samt den noch Lebenden entgegengerückt (4, 13–18). Was aber die Zeit der Wiederkunft anlangt, so kommt der HErr zwar plötzlich und es läßt sich also die Zeit nicht bestimmen, aber unversehens kommt er nur für die sicheren Kinder der Welt, nicht aber für die Christen, die als Kinder des Lichts allzeit wachen und der Zukunft des HErrn in heiliger Bereitschaft sich allezeit versehen (5, 1–11).

 Zum Schluß ermahnt der Apostel seine Leser zu rechtem Verhalten gegen die Vorsteher (5, 12–13) und unter einander (13–18), sonderlich zu richtiger Schätzung der Prophetie (19–21), und schließt erst mit Gebet für ihre Bewahrung und Vollendung (22–24), dann mit der Aufforderung zur Fürbitte für ihn und seine Gefährten, und endlich mit Gruß (25–28).


II.

 Der erste Brief des Apostels scheint die beabsichtigte Wirkung nicht in dem gewünschten Maß hervorgebracht zu haben. Zwar die Autorität des Apostels erfreute sich bei der Gemeinde voller Anerkennung (c. 2, 2), wie sich auch ihr christliches Leben unter dem Druck gedeihlich entwickelte (c. 1, 3–4), aber unter dem andauernden