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Druck der Verfolgung, der die Gemüter für schwärmerische Irrlehren um so empfänglicher machen mußte, hatte sich die Ungeduld in der Erwartung der Wiederkunft Christi bis zu dem Irrtum gesteigert, als ob diese ganz nahe bevorstehe (2, 1 ff.), und dem frommen Müßiggang schien es nun vollends nicht mehr am Ort, sich mit solch zeitlichen und irdischen Dingen, wie der gewöhnliche Beruf sie mit sich bringe, zu beschäftigen (3, 6 ff.). Dies bewog den Apostel, dem ersten Brief noch von Korinth aus und wohl im selben Jahre (53) oder im folgenden (54) einen zweiten folgen zu lassen, der eben wesentlich dies Doppelte bezweckt: 1. eine Belehrung über die Wiederkunft des HErrn oder besser eine Erinnerung zu geben an das, was Paulus auf Grund der Danielischen Weissagungen darüber mündlich gelehrt, und 2. vor dem frommen Müßiggang zu warnen.

 Dieser Brief ist der erste reine Lehrbrief des Paulus; er ist für die Lehre von den letzten Dingen von großer Bedeutung, indem er die Danielische Weissagung vom Ende entfaltet, sodann aber dient er in ethischer Beziehung dazu, das rechte Verhältnis des Christen zu den zeitlichen Dingen, sonderlich zu dem irdischen Lebensberuf zu lehren.

 Von der modernen Kritik wird die Echtheit des Briefes angezweifelt: vom Antichrist rede Paulus sonst nicht; die Ausführung des Briefes darüber ruhe auf der späteren Offenbarung Johannis. Aber schon der erste Brief behandelt ein Stück von den letzten Dingen. Für die Lehre des 2. Briefs vom Antichrist ist die Danielische Weissagung ausreichende Grundlage.

 Inhaltsübersicht.

 Gruß c. 1, 1. 2.

 I. Einleitung c. 1, 3–12.

 Der Apostel drückt seine Freude aus über den Stand der Gemeinde in Thessalonich, besonders aber über die Ausdauer in den Bedrängnissen, die ihnen widerfahren, und tröstet sie für diese mit der bei der Wiederkunft des HErrn zu erwartenden Vergeltung (1, 3–12).

 II. Belehrung von der Wiederkunft des HErrn c. 2, 1–12.

 Nach einer ernsten Warnung, sich in keiner Weise täuschen zu lassen, wenn man unter dem Vorgeben, ein Prophet oder Paulus habe es gesagt oder geschrieben, behauptet, der Tag der Erscheinung Christi sei schon da (2, 1–2), belehrt der Apostel die Gemeinde, daß derselben erst der große Abfall und das Auftreten des Menschen der Sünde (des Antichristus) voraufgehen müsse (v. 3–5,