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 Neuerdings will man unter den galatischen Gemeinden die auf Pauli erster Missionsreise in Antiochia Pisidiae, Lystra, Derben gesammelten verstehen, nicht die auf der 2. Missionsreise (Akt. 16, 6) im galatischen Land, der Gegend um Ancyra und Pessinus gewonnenen; denn das „auch“ Gal. 2, 5 setze eine zur Zeit des Apostel-Concils Winter 51/52 in Galatien bereits vorhandene Christenheit voraus; auch pflege der Apostel im Unterschied von Lukas die Länder nicht nach ihrem alten Namen, sondern nach der von den Römern ihnen gegebenen offiziellen Bezeichnung zu benennen, die römische Bezeichnung Galatien habe aber auch die Gebiete der ersten Missionsreise umfaßt. – Gegen diese Meinung spricht aber der aus der Darstellung der 1. Reise in der Apostelgeschichte nicht zu erklärende v. 13 des 4. Kapitels; sodann das „sobald (schnell)“ in c. 1, 6; dies setzt Leser voraus, welche weniger befestigt waren, und paßt nicht zu den auf der 1. Reise Gewonnenen; denn diese waren in die betreffenden Streitfragen bereits eingeweiht und hatten so auch wider die von den Judenchristen drohende Anfechtung eine Stärkung erfahren (Akt. 16, 4–5). Das „Euch“ c. 2, 5 bezeichnet nicht bestimmte Gemeinden der Heidenchristenheit, also etwa die Gläubigen aus der 1. Missionsreise; denn selbst wenn diese darunter zu verstehen wären, so wäre ein „auch“ erforderlich; denn in erster Linie war es doch die Verwirrung der heidenchristlichen Gemeinde in Antiochia Syriä, welche den Apostel zur Reise nach Jerusalem veranlaßte; es hatten aber die Vorgänge in Antiochien prinzipielle Bedeutung, nämlich für das Bestehen einer selbständigen Heidenchristenheit, und es sollte nach Gottes Willen (c. 2, 1) der Streit Anlaß zu einer prinzipiellen Entscheidung werden; also will das „euch“ verstanden sein aus dem Gegensatz von Judenchristen und Gemeinden, für welche Petrus Autorität ist, und Heidenchristen, von denen Paulus spricht und zu welchen er spricht (vgl. 1, 16; 2, 1; auch den Gegensatz in 2, 15: „wir“ sind zwar Juden, aber wir haben doch denselben Glaubensweg beschritten, wie Ihr), und es ist so viel als: „euch Heidenchristen“. – Daß aber Lukas andere Bezeichnungen hat, als St. Paulus, kommt soweit diese Behauptung richtig ist, davon her, daß er etwas anderes thut, als St. Paulus; er beschreibt nämlich die Missionsreisen nach ihren einzelnen Stadien.

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