Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/367

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zu lassen, erzählt er ihr von seiner Unruhe um sie, die ihn ohne Aufenthalt von Troas nach Makedonien trieb, nur um früher mit Titus zusammenzutreffen und von ihr zu hören (v. 12–13). Doch bei allem Wechsel seiner äußeren Lage und inneren Stimmung bleibt ihm doch immer und überall Ursach zum Dank gegen Gott, der ihn an dem Triumphzug des Evangeliums beteiligt und sein Wort überall wirksam macht, sei es zum Leben oder Tod: eine scheidende Doppelwirkung, die das Wort überall hat, wo es, wie von dem Apostel, lauter und ohne Menschengefälligkeit verkündigt wird (14–17). Dieses Zeugnis – sagt der Apostel – werde seinen Gegnern vielleicht wie Selbstruhm klingen; jedenfalls aber bedürfe er nicht wie sie empfehlende Briefe: die Gemeinde ist sein Empfehlungsbrief, das lebendige Zeugnis, das Christus durch ihn und für ihn ausgestellt hat (3, 1–3). Dies bringt ihn auf den Preis der Herrlichkeit des N.Tlichen Amtes, die unvergleichlich größer ist als die des A.Tlichen Amtes. Denn Moses brachte als Mittler des Gesetzes den Buchstaben und damit die Verdammnis und den Tod, während durch den Dienst des N.Tl. Amtes der Geist und damit Leben und Gerechtigkeit gegeben wird, und die Herrlichkeit des A.Tlichen Amtes war eine erbleichende, die des N.Tlichen ist eine bleibende (4–11), ein Sachverhalt, welchen anzuerkennen selbstverschuldete Blindheit das Israel der Gegenwart hindert, während die Christenheit durch den Geist die Freiheit und eine Erkenntnis der Herrlichkeit Jesu besitzt, durch die sie selbst in Christi Bild verklärt wird (12–18). Der Natur des Christenthums und des N.Tlichen Amtes entspricht auch das persönliche Auftreten des Apostels, der schlicht und recht das Wort predigt, unbesorgt um den Erfolg, der allerdings auch auf völkerweltlichem Gebiet durch Schuld der Menschen nur ein teilweiser ist (4, 1–6). Mit dieser Herrlichkeit des Amtes bildet freilich die natürliche Gebrechlichkeit seiner Träger und die leidensvolle Gestalt ihres äußeren Lebens einen schneidenden Gegensatz. Doch, wenn sich Jesu Sterben stetig an ihnen wiederholt, so ist doch auch das Leben des wieder Erstandenen an ihnen wirksam, und durch sie an denen, an welchen sie das Amt verwalten (4, 7–18). Angesichts des Verfalls seiner Leibeshütte tröstet sich der Apostel der für ihn bereitstehenden himmlischen Wohnung, und die dem im Fleische lebenden Menschen natürliche Scheu vor dem Tode überwindet er durch die Gewißheit, daß der Tod für ihn der Übergang zur völligen Gemeinschaft mit Christus ist. Daneben aber ist ihm der Blick auf das zukünftige Gericht ein ernster Antrieb zur Heiligung (5, 1–10). Was aber sein amtliches Wirken anlangt, so ist der innerste Beweggrund zu demselben: die Liebe zu Christo; die Grundvoraussetzung: die Erkenntnis von der für das Verhältnis zu Gott entscheidenden Bedeutung des Todes JEsu, und die wesentliche Aufgabe desselben: die Predigt von der geschehenen Versöhnung und die Aufforderung an die Welt, sich dieselbe anzueignen, während er die Gläubigen ermahnt, die empfangene Gnade an sich nicht vergeblich sein zu lassen (5, 11–6, 2). Wie er nun aber in Bezug auf sein persönliches Verhalten alles vermeidet, was einen Schatten auf sein Amt werfen könnte, so kann er auch von den Korinthern Gehorsam erwarten,