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hervor; auch den Hauptmann Cornelius von der „italischen“ Schar mit seinen Verwandten und Freunden (Akt. 10, 1) dürfen wir hieher rechnen. Der Bestand der römischen Gemeinde muß auch nach dem Römerbrief sich weit zurück datieren, da der Apostel schon von „vielen“ Jahren her das Verlangen hat, zu ihnen zu kommen (c. 15, 23). Das Alter der römischen Gemeinde, ihre Selbständigkeit, ihr Ansehen in der Christenheit, das Vorhandensein apostolischer Männer in ihrer Mitte: alles dies mußte dem Apostel gewisse Rücksichten bei Abfassung seines Schreibens auferlegen.

 Aus Vorstehendem nun sind die Ausführungen des Briefes zu begreifen.

 2. Inhalt. Das große Thema des Briefes an die Römer (a. 58), wie es der Apostel selbst (1, 16) ausspricht, heißt: Glaube an JEsum Christum der Heilsweg für alle Welt. Die Durchführung dieses Themas aber geschieht in drei Hauptteilen. Der erste zeigt, wie Juden und Heiden im Glauben an JEsum das einzige, aber auch vollkommene Mittel ihre Seligkeit haben. So c. 1–8. – Der zweite Hauptteil weist nach, wie Israel, weil es in diesen Heilsweg sich nicht finden konnte, des Heils verlustig gegangen ist, aber nur für eine Zeitlang: auch das Volk Israel wird durch den Glauben noch selig werden und dazu dienen, daß andere zum Glauben kommen. So c. 9–11. – Endlich zeigt der dritte Hauptteil, wie mit solchem Glauben die Kraft zur Heiligung des Lebens in allen seinen allgemeinen und besonderen Verhältnissen gegeben sei, c. 12–15, 13. Mit besonderem Nachdruck betont der Apostel hier die Wahrheit, daß die Kirche ein Organismus sei, dem die Einzelnen eingefügt seien und innerhalb dessen ein jedes Glied seine sonderliche Verrichtung habe mit ihren besonderen nicht zu überschreitenden Grenzen; desgleichen die Pflicht gegenseitigen Zusammenhaltens in hilfreicher Freundlichkeit. – Der Schluß, c. 15, 14–16, 27 enthält eine vorsichtig entschuldigende Rechtfertigung seines Schreibens an die Gemeinde mit zahlreichen Grüßen an einzelne Glieder derselben und wiederholten Schlußwünschen.

 Wie viel vom Römerbrief speziell dem judenchristlichen Teil der Gemeinde vom Apostel vermeint war, läßt sich mit Sicherheit nicht sagen; denn da die römische Gemeinde eine schon alte und mit