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dem Alten Testament jedenfalls vertraute Gemeinde war und andrerseits Neigung zu gesetzlicher Auffassung des Christentums zu allen Zeiten in der Kirche bestand, so kann man weder die Ausführungen über die Stellung unter dem Gesetz c. 6 noch etwa den Zwischensatz in c. 7, 1 auf die Judenchristen speziell beziehen, doch war, was der Apostel über das Verhältnis von Gesetz und Evangelium u. s. w., ausführte, gewiß eine Stärkung für sie und vielleicht auch eine Warnung. Dagegen tritt klarer hervor seine Bekämpfung jener oben erwähnten bei dem heidenchristlichen Teil zu fürchtenden Verirrung: mit Nachdruck betont er das bleibende Vorrecht des auserwählten Volkes; an dem Schmerz, den der Apostel über dessen gegenwärtige Verstockung fühlt, können sie sehen, welches die rechte Stimmung und das rechte Verhalten diesem Volke gegenüber sein soll.

 3. Bedeutung des Briefes. Er enthält, wenn nicht die ganze Lehre des Apostels, so doch die Lehre vom Glauben als dem einzigen und vollkommenen Heilsweg in ihrem ganzen Zusammenhang. Er wird darum mit Recht als das Panier der Kirche angesehen, die ihre Seligkeit allein auf den Glauben gründet.

 In dem auf c. 14, 23 folgenden Abschnitt ist die Gestalt des Textes unsicher; insbesondere steht die Doxologie c. 16, 25–27 bald an dieser Stelle, bald nach c. 14, 23. Diese Unsicherheit ist wohl veranlaßt durch das wiederholte Schließen des Briefes seitens des Apostels c. 15, 13; 15, 32; 16, 20; 16, 24. Indes ist diese Weise wiederholter Verabschiedung von den Lesern auch in anderen Briefen des Apostels zu bemerken. Übrigens lag schon dem Marcion ein Abschnitt hinter c. 14, 23 vor. – Daß die auf den Eingang, je auf den ganzen Brief Rücksicht nehmende Schlußdoxologie (vgl. 3, 21; 11, 33–36; 15, 16; 16, 17 etc.) an den Schluß von c. 14, 23 geriet, hat vielleicht den ganz äußerlichen Grund, daß dort von rückwärts gerechnet die nächste leere Stelle war, die eine Anfügung gestattete, der nächste Abschnitt, der eines Schlusses entbehrte.

 4. Der Gedankengang des Briefes ist folgender:

 In der über v. 1–7 sich erstreckenden Grußüberschrift sucht der Apostel die Gemeinde zu Rom in das richtige Verhältnis zu Israel und Christo, zu seinem Beruf und zu seiner Heilsbotschaft zu stellen und hebt deswegen den Zusammenhang des Christentums mit der A.Tlichen Schrift und Geschichte, das