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einen voll- und gleichberechtigten Bestandteil der Gemeinde Gottes bilden solle (3, 1–12) ein Gedanke, der ihm Anlaß wird zur Fürbitte für die Leser (um allseitiges Wachstum ihres inneren Lebens) v. 13–21 – ermahnt nun der Apostel die Leser zu einem diesem Thatbestand entsprechenden

 II. christlichen Verhalten c. 4–6.

 Die Grundlage der Einheit ist der Kirche von Gott gegeben, so gilt es eben die Einigkeit im Geist in Liebe und Frieden zu pflegen (4, 1–6). Auch die Mannigfaltigkeit der Gaben, woraus sich mannigfaltige Berufsstellungen (Ämter) ergeben, soll nur Einem Ziel dienen, der Erbauung und Vollendung der Gemeinde, und ist bestimmt, in der schließlichen Gleichheit des Christenstandes der geistlich mündig und selbständig gewordenen Glieder des Leibes Christi sich selbst wieder aufzuheben v. 7–16. Sodann ermahnt der Apostel die Leser zu einem ihrem Christenstand entsprechenden Wandel im Gegensatz zu ihrem früheren heidnischen Sündenwesen (4, 17–5, 2), wobei er sie besonders vor den Gefahren eines Verkehrs warnt, der sie wieder in heidnisches Sündenleben verflechten könnte (5, 3–14), ihnen Vorsicht im Wandel einschärft und zeigt, welche Art gesteigerter Lebensfreude dem Christen geziemt (5, 15–21). Insonderheit sollen sie sich als Christen erweisen in den gottgeordneten Gemeinschaftsformen des natürlichen Lebens, so vor allem in dem Verhältnis von Mann und Weib in der Ehe, in der sich das Verhältnis Christi und seiner Gemeinde spiegelt (22–33), sodann in dem von Eltern und Kindern, und Herren und Knechten (6, 1–9). Sodann ermahnt der Apostel seine Leser mit besonderem Nachdruck zum Kampf wider die Mächte der Finsternis, gegen die sie sich rüsten sollen mit den Waffen, die ihr Christenstand darbeut, sonderlich mit Gebet und Wachsamkeit (10–18).

 Schließlich ersucht der Apostel die Gemeinden um die Fürbitte für ihn, verweist wegen der Nachrichten über seine Person auf Tychikus, den Überbringer des Briefes, und erteilt seinen apostolischen Gruß (19–24).


§ 84.
Der Brief an die Kolosser.

 Die Gemeinde in Kolossä, einer namhaften Stadt im Thale des Lykus, war ebenso, wie die in der benachbarten Stadt Laodicea und Hierapolis, nicht von Paulus unmittelbar gestiftet worden. Paulus war auf seiner zweiten Reise in Kleinasien durch göttliche Weisung aus den östlichen Gegenden nach Troas geführt worden, hatte also in Phrygien keine Gemeinden stiften können; bei seiner nächsten Reise aber besuchte er nur die Gegenden, in welchen er früher Gemeinden gegründet hatte. Indes ist die Kolossische Gemeinde doch mittelbar eine Stiftung des Paulus. Denn Epaphras, der sie gegründet, ist jedenfalls durch Paulus bekehrt worden, wahrscheinlich