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Paulus zuzuschreiben. Möglicherweise trifft die bereits im Altertum vertretene vermittelnde Ansicht das Richtige, daß Paulus die Gedanken zu dem Brief gegeben, und einer seiner Begleiter ihn verabfaßt habe. Das Altertum riet auf Clemens, Lukas, Barnabas, Luther auf Apollos; Sicheres läßt sich nicht sagen.

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 2. Leserkreis und Veranlassung des Briefes. Als Leserkreis bezeichnet die Überschrift die Hebräer, was freilich eine sehr unbestimmte Angabe ist. Doch geht jedenfalls soviel daraus hervor, daß die Leser ausschließlich Judenchristen waren, was denn auch zu dem Inhalte allein paßt. Daß aber der Brief nicht der Gesamtheit der Judenchristen vermeint war, erhellt aus den örtlich begrenzten Zuständen, auf welche er Rücksicht nimmt (vergl. die Grüße, die Absicht, die Empfänger zu besuchen u. s. w.). Man hat nun den Leserkreis in Antiochien und Umgebung (so nach Hofmann die früheren Auflagen dieses Buchs) oder in Syrien (Kübel) oder innerhalb der Gemeinde von Rom, deren Majorität judenchristlich gewesen sei (Zahn), oder in den judenchristlichen Gemeinden Palästinas, wenn nicht geradezu in der von Jerusalem selber (so die 10. Auflage dieses Buches) suchen zu müssen geglaubt, von anderen z. T. abenteuerlichen Vermutungen abgesehen. Was die Schrift selber an Aufschluß gibt, ist folgendes: Der Brief ist geschrieben an Judenchristen (c. 13, 13), welche erst durch die Apostel zum Glauben gebracht worden sind (c. 2, 3). Sie haben nach ihrer Bekehrung einen großen Leidenskampf mit anderen durchgemacht (c. 10, 32), wobei ein Teil von ihnen Gegenstand direkter Verfolgung war, während die anderen durch die Teilnahme, welche sie den Verfolgten (etwa durch Besuch im Gefängnis) bewiesen, mit in ihre Leiden sind hineingezogen worden, und um ihr Hab und Gut gekommen sind. Diese Zeit liegt schon ziemlich weit hinter ihnen, am Anfang ihres schon geraume Zeit (c. 5, 12) währenden Christenstandes. Weiter haben die Leser den Heiligen gedient und thun es noch. (Mit jenem Dienst, den die Leser an den Heiligen übten, kann kaum Anderes gemeint sein, als dies, daß sie die Armen der Muttergemeinde unterstützt haben.) Endlich gehören die Leser einem Kreis an, der mit Timotheus, dem geistlichen Sohn und Gefährten St. Pauli bekannt war, für ihn sich interessierte und über seine letzten Schicksale