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aus dem Wesen jüdischer Orthodoxie, die aus dem absterbenden pharisäischen Judentum in die judenchristliche Gemeinde überging.

 4. Von dieser Krankheit die Leser zu heilen und ein gesundes und thatkräftiges Glaubensleben in ihnen zu erwecken, wodurch zugleich die sittlichen Schäden, die in dem Leserkreise herrschten, beseitigt würden, darf man als den eigentlichen Zweck des Schreibens ansehen. Der Verfasser führt zu diesem Behuf wie in einer Abhandlung das Thema durch: „wie der Mundglaube ohne That durch das Wort gerichtet wird, das zur Vollkommenheit weist“, und thut dies, indem er vorwiegend das Bild des kranken und thatlosen Glaubens zeichnet:

 1) ohne Kraft ausharrender Geduld in den Anfechtungen des Lebens (c. 1, 2–21),

 2) ohne Kraft der Werke und thätige Liebe gegen die Brüder (c. 1, 22–2, 26),

 3) ohne Kraft der Selbstüberwindung gegenüber der Macht der Glieder (c. 3, 2 ff.),

 4) ohne Kraft der Selbstbewahrung gegenüber der Lust der Welt (c. 4, 1 ff.);

 das Thema in Kürze zusammenfassend: 1, 26. 27.

 5. Die Ordnung des Briefes, voll rednerischer Kunst, ist dabei vorwiegend praktisch und seelsorgerlich bestimmt.

 Der Verfasser beginnt damit, seinen Lesern Trost und Rat in Anfechtung zu bieten. Hiezu rechnet er alles, was von außen Schweres über den Christen kommen kann, auch (v. 9 ff.) die soziale Lage, den Druck der Armut, darunter er seufzt. Der Trost liegt in dem Hinweis auf das sittlich Fördernde (v. 3 u. 4), wie auf den herrlichen Lohn der bestandenen Anfechtung (v. 12), der Rat in der Empfehlung des gläubigen Gebets um Weisheit zu richtigem Verhalten in der Anfechtung (v. 5–8). Gegenüber dieser Anfechtung von außen gibt es auch eine innere Anfechtung = Versuchung, die von dem Reiz der bösen Lust ausgeht und nicht auf Gott zurückgeführt werden darf, von dem im Gegenteil lauter gute Gabe kommt und der uns der Gaben beste: die Wiedergeburt durch das Wort der Wahrheit geschenkt hat (1, 2–18), so daß es nun bloß gilt, dasselbe in sich aufzunehmen und in sich wirken zu lassen (19–21). Aber freilich das Hören allein thut es nicht, nur der Thäter ist ein rechter Hörer des Worts und nur die That der Liebeshingabe an die Welt wie der Selbstbewahrung vor der Welt ist wahre Frömmigkeit (22–27).

 c. 2. Von der Bethätigung der Liebe ist zunächst die Rede. Der Apostel