Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/418

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rügt es als eine Verletzung derselben, wenn die Leser, wie er an einem einzelnen, aber charakteristischen Beispiel zeigt, anstatt nach Gottes Sinn das Niedrige und Arme zu umfassen, aus weltlicher Rücksicht den der Gemeinde gar nicht einmal angehörigen Reichen vor dem Armen parteiisch bevorzugen. Es ist dies eine Übertretung des ganzen, eine unteilbare Einheit bildenden Gesetzes, das freilich seine vollendete Erfüllung erst im Evangelium findet, sofern dieses das Gesetz in Freiheit eigenen Wollens verwandelt und das Erbarmen lehrt, dem gegenüber die Stimme des Gerichtes verstummt (2, 1–13).

 Überhaupt muß Glaube rechter Art seine Lebenskraft im Werk erweisen (14–17). Die Werke gestatten sicheren Rückschluß auf das Vorhandensein des Glaubens, während Glaube ohne Werke gar nicht aufzeigbar und um nichts besser ist als das Wissen der Dämonen um Gott, das sie der Furcht vor seinem Gericht nicht überhebt. Erst im Werk vollendet sich der Glaube und findet das in der Rechtfertigung über den Gläubigen gefällte anerkennende Urteil Gottes seine Bestätigung, wie an Abrahams Beispiel gezeigt wird, dem das der Rahab zur Seite tritt (v. 14–26).

 c. 3. Kranker Glaube aber hat seine Kraft im Worte, daher der Apostel vor der Sucht, sich als Lehrer aufspielen zu wollen, warnt, wobei man nicht bedenkt, daß man im Wort am leichtesten fehlt, und wie schwer es ist, die Zunge zu regieren, von deren Beherrschung die Herrschaft über den ganzen Leib abhängt, die schwerer zu zähmen ist als die wilden Tiere und die – unnatürlich genug –, je nach dem sie beseelenden inwendigen Trieb Gotteslob oder Bruderhaß ausströmt (1–12).

 Statt im Wort beweise man im Werk, ob die Wurzel wahrer Weisheit vorhanden ist (13), nicht die voll Eifersucht und Gezänk (14), die von unten her ist (15), sondern die himmlische voll edler Früchte (17), obenan mit der Frucht, daß sie Gerechtigkeit schafft in friedevollem Wirken (18).

 c. 4. Wie diese ihnen fehlt aus Mangel an Selbstbewahrung bei ihrem angeblichen Glauben (3, 2 ff.) – so stammt ihr Leben voll Streit und Neid (1. 2) aus ihrer Weltlust (4), die aber unverträglich ist mit der Liebe zu Gott, der eifersüchtig (5) das ganze Herz begehrt, aber auch Gnade gibt denen, die in ganzer Beugung sich vor ihm demütigen und die Weltlust mit Bußthränen ersäufen (6–10).

 Anstatt aber sich zu demütigen, richtet man die Brüder und erhebt sich damit über das Gesetz und den Gesetzgeber selber (11. 12); oder verfügt in weltlicher Sicherheit über seine Lebenswege, als stünde das nicht in der Hand dessen, der der Herr über unser Leben ist (13–17), oder pocht auf Reichtum, der in Sünden erworben und in Hochmut verpraßt wird, uneingedenk des Gerichts, das der hoffärtigen Reichen wartet (5, 1–6). Dieser richterlichen Zukunft des HErrn sollen die Frommen ohne Bitterkeit gegen diejenigen, von welchen ihnen Unrecht geschieht, in Geduld entgegenwarten (9), nach dem Exempel des Dulders Hiob (10–11). (So kehrt das Ende zum Anfang. Der Glaube