Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/419

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

beweist sich am innerlichsten durch die ausdauernde, hoffende Geduld im Leiden.)

 Das unnötige Schwören (12) schließt sich dem übrigen Zungenmißbrauch an; die Ermahnung, das gläubige Gebet voll Wunderkraft (17. 18) auch zur Hilfe in Krankheit zu brauchen, nicht ohne Sündenbekenntnis von der einen und sichtbares Unterpfand der Heilung von der anderen Seite (14–16), schließt sich an die allgemeine Ermahnung zum Gebet in Anfechtung an (13). Der zur Seelenrettung auffordernde Schluß (19. 20) ist wie eine Andeutung des Dienstes, den Jakobus seinen Brüdern mit seinem Briefe selbst hat thun wollen.

 Die Zeugnisse für unsern Brief sind in der alten Kirche nicht so einstimmig, wie bei andern. Doch hat ihn schon die altsyrische Übersetzung, die aus so naher Nachbarschaft des Landes seines Ursprungs stammt. Vielleicht ist schon der erste Brief des Petrus mit seinen auffallenden Anklängen an unsern Brief (vgl. z. B. 1 Petr. 1, 23 u. Jak. 1, 18) das erste Zeugnis für ihn. Wie bei andern Briefen konnte die Unbestimmtheit seiner Adresse ein Hindernis seiner Verbreitung sein. – Die Ansicht, daß er Paulus widerspreche, hat erst durch Luthers Vorgang vielfache Bedenken gegen den Brief aufgebracht. Aber so sehr Worte wie 2, 21. 24 danach lauten, so erkennt man doch leicht, daß Jakobus mit ganz anderen Begriffen handelt, als Paulus. Dieser meint Gesetzeswerke, durch die man sich Lohn verdienen will; Jakobus aber redet von Glaubenswerken, durch die sich der Glaube lebendig erweist. Paulus, wenn er sagt, daß Glaube rechtfertige und nicht die Werke, meint den Glauben, der Zuversicht ist und die Gnade ergreift. Jakobus, wenn er sagt, daß Glaube, der keine Werke habe, nicht rechtfertige, meint einen Glauben, der bloß in Worten und Schein besteht, und ein bloßes Wissen oder Fürwahrhalten ist (Röm. 2, 17 ff. vgl. mit 25 ff.). Paulus redet von der Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben, Jakobus von der Rechtfertigung des schon Gerechtfertigten d. h. von dem anerkennenden Urteil Gottes über den im Werk bewährten Gläubigen, wie denn beide auf verschiedene Ereignisse im Leben Abrahams sich berufen: Paulus auf das frühere Gen. 15, 6, Jakobus auf das spätere Gen. 22, bes. v. 12, woraus sich der verschiedene Begriff von Rechtfertigung bei beiden ergibt. (Das Gericht richtet nach den Werken [Röm. 2, 6 ff.].) Die Beschreibung des Glaubens Abrahams, als in Thaten des Glaubens bewährt, kennt gerade so auch Paulus (Röm. 4, 10 ff., Ebr. 11, 17 ff.). – Je näher einer Kirche oder einer Zeit die Gefahr steht, im Glaubenswissen zu ruhen, um so nötiger und heilsamer ist ihr der Brief des Jakobus.


2. Die Briefe des Petrus.

§ 94.
I. Petrus, der Verfasser dieser Briefe.

 1. Der erste Brief des Petrus hat wie nur irgend eine Schrift des Neuen Testaments das Zeugnis der ältesten Kirche (des Polykarp