Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/421

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

letzten Lebensjahren eine allerdings nur kurze Zeit (1 Jahr höchstens) in Gemeinschaft mit Paulus an der römischen Gemeinde gewirkt und nachmals mit demselben den Zeugentod in Rom erlitten habe. Für Rom als Abfassungsort des 1. Petribriefs hat man auch die in der That bemerkenswerte Verwandtschaft desselben mit dem Römerbrief geltend gemacht (vgl. 2, 13–14 mit Röm. 13, 1–4; 2, 6–7 mit Röm. 9, 33; 1, 14 mit Röm. 12, 2; 4, 1 mit Röm. 6, 6–7. Man schließt daraus, daß Petrus den Römerbrief gekannt habe, was freilich einen römischen Aufenthalt des Petrus voraussetzt (vgl. 2 Petri 3, 16. Auch an den von Rom aus geschriebenen Epheserbrief erinnert der 1. Petribrief, vgl. c. 2, 4–10 mit Eph. 2, 11–22 u. s. w.)

 Was Petrus veranlaßte, an die Gemeinden zu schreiben, die Paulus gestiftet hatte[1], wissen wir nicht. Petrus wird sie auf der Reise nach Rom kennen gelernt haben, vielleicht auch hat Paulus, als er nach Spanien zog, sie seiner Obhut übergeben (?).


 3. Zweck und Inhalt des Briefs. Der Brief ist ein treues, seelsorgerliches Mahn- und Trostwort an die Christen, die in der ihnen unheimischen Welt als Fremdlinge leben und um ihres Christenstandes willen Verdächtigungen und Anfeindungen aller Art ausgesetzt sind. In ersterer Beziehungen werden sie ermahnt, durch einen würdigen Wandel das Christentum der Welt zu empfehlen, um wo möglich die Widersacher für dasselbe zu gewinnen, in letzterer Beziehung werden sie ermuntert zur geduldigen Ertragung des Leidens nach dem Vorbilde Christi und gestärkt durch den Hinweis auf die mit Christi Wiederoffenbarung anbrechende zukünftige Herrlichkeit. Diese Christenhoffnung auf die Zukunft JEsu und die mit ihr eintretende Wandlung der leidvollen Gegenwart in ewige Freude ist der immer wieder in den Vordergrund tretende Grundgedanke des Briefs, aus ihm wird Mahnung und Trost abgeleitet. Seine Kraft liegt in der Paraklese, ebenso wie die des Jakobusbriefes, mit dem er auch sonst sich nahe berührt.[2] Die Neronische Christenverfolgung


  1. Die erwählten Fremdlinge der Diaspora in Pontus u. s. w. sind nicht Juden, sondern Christen; er nennt sie ja Erwählte. Fremdlinge aber heißen sie, nicht weil es Juden in der Zerstreuung sind (vgl. Jak. 1, 1), sondern in dem Sinn, wie er es 1, 17 und 3, 12 erklärt. Auch Judenchristen sind’s nicht, wie man aus 1, 1; 2, 9; 3, 6 schloß, dagegen s. 1, 14; 2, 10; 4, 2–4. Diese Stellen passen nur auf Heidenchristen. Es sind eben die Gemeinden Asiens, die Paulus gestiftet, in denen es auch Judenchristen gab, die aber ihrem Hauptbestandteil nach aus den Heiden waren.
  2. Vgl. überhaupt 1, 1 mit J. 1, 1; 1, 6. 7 mit J. 1, 2. 3; [410]