Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/422

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

war, als Petrus diesen Brief schrieb, noch nicht ausgebrochen; aber die genannten Verdächtigungen (der Unmoralität, der Staatsfeindschaft) hatten eine ungünstige Volksstimmung wider die Christen erzeugt, welche wiederum für Nero den Möglichkeitsgrund bildete, die Schuld am Brande Roms auf die Christen abzuwälzen. Die ungünstige Volksstimmung beschränkte sich indes nicht auf Rom, sondern herrschte auch in den Provinzen.

 Der Gedankengang des Briefes ist folgender:

 Nachdem der Apostel seinen Lesern das selige Ziel des christlichen Glaubens und den Christenstand als einen Stand der Hoffnung vorgehalten hat (1, 1–12), deren Erfüllung mit Christi Erscheinung eintreten wird, ermahnt er sie, in dieser Hoffnung

 1) ein heiliges Leben zu führen (13–14), entsprechend der Heiligkeit dessen, der sie berufen hat (15–17) und eingedenk des kostbaren Preises ihrer Erlösung, des teuerwerten Blutes JEsu (18–21), aber auch als Wiedergeborene einander zu lieben, sowie das Wort, das Mittel ihrer Wiedergeburt, auch ihres geistlichen Lebens Nahrung sein zu lassen und so heranzuwachsen zu einem wahrhaftigen Gottestempel und zum rechten Gottesvolk (1, 222, 10).

 2) Mit Rücksicht auf die gottfeindliche Welt, in der sie leben, ermahnt er sie, durch einen guten Wandel das Christentum der Welt zu empfehlen, jeder in seinem Stand und Beruf: die Unterthanen durch Gehorsam gegen die Obrigkeit (13–17), die Sklaven durch Unterthänigkeit gegen ihre Herren und durch geduldiges Leiden des ihnen widerfahrenden Unrechts nach dem Vorbild Christi, der sie erlöst hat (18–25), die Ehefrauen durch stillen, demütigen Wandel, diese Predigt ohne Worte, die Männer durch Achtung vor dem schwächeren Geschlecht (3, 1–7), endlich alle insgesamt im Verkehr unter sich und nach außen durch Wohlwollen und Wohlthun auch Feinden gegenüber, von denen sie unschuldig zu leiden haben (8–17), worin sie Christum zum Vorbild haben, der auch als der Gerechte für die Ungerechten gelitten hat, um uns Gott zuzuführen (18–22). (Über den Zweck der Hadespredigt JEsu – ob sie Gerichtsverkündigung oder Heilsanerbietung war – und vollends über ihren Erfolg läßt sich mit Sicherheit dem Text nichts entnehmen.) Christi Tod bedeutet für die (ehemals heidnischen) Leser auch die sittliche Pflicht, für immer mit dem früheren Sündenleben und allem heidnischen Weltwesen zu brechen, sonderlich angesichts des nahen Endes und Endgerichts (4, 1–7).

 3) Der letzte Abschnitt des Briefes hat es zu thun mit dem innern Leben der Gemeinde. Die Glieder derselben sollen einander thätige Liebe


    2, 1 mit J. 1, 21; 4, 8 mit J. 5, 20; 5, 5-9 mit J. 4, 6. 7; 5, 6 mit J. 5, 10.