Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/438

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist ihr Inhalt, die Wiederkunft JEsu Christi ihr Thema. Was diesem Ausgang der Geschichte zeitlich vorangeht, ist nur so in das Buch aufgenommen, daß es in Zusammenhang mit dem Ende gesetzt wird.

 4. „Dieser Ausgang der Geschichte ist nicht etwa in fortlaufender Folge erzählt, sondern immer wieder wird neu angehoben, um uns von einer neuen Seite aus dem Ende entgegen zu führen. Denn da das Ganze in Form von Bildern dargestellt ist, so können immer nur einzelne Seiten zur Darstellung kommen, so daß also, wenn uns von einer Seite aus das Ende vor Augen gestellt war, es uns dann von einer andern aus wieder vorgestellt wird. So bewegt sich das Buch gleichsam in lauter Kreislinien vorwärts, von denen immer die nächste einige Schritte zurückthut, um dann auf dem neuen Wege wieder zu dem vorher schon erreichten Punkte zurückzukehren. Dies ist das Gesetz der Anordnung dieses Buches.“ Übrigens laufen die drei Gruppen (Siegel-, Posaunen- und Schalengruppe) sich doch nicht durchweg parallel. Die Posaunengruppe setzt, wie es scheint, zwischen dem 5. und 6. Siegel ein und entfaltet das letztere; die Schalengruppe aber setzt höchst wahrscheinlich bei der 5. Posaune ein, und jedenfalls weisen die letzten Kapitel der Offenbarung von c. 17 an einen ganz klaren chronologischen Fortschritt auf.

 5. Die Form, in welcher Johannes die Offenbarung von der Zukunft empfing, ist die der Vision, ähnlich wie bei Ezechiel, Sacharja und Daniel. In Bildern zeigt ihm Gott die Vorgänge der Zukunft. Diese Bilder sind nicht Erzeugnisse seiner eigenen Phantasie, sondern göttliche Offenbarung. Wie Gott sonst den Propheten seine Gedanken und Thaten etwa mit innerem Wort offenbart, so hier in diesen inneren Anschauungen. Da es denn immer nötig, daß man nicht beim Bild stehen bleibe, welches nur das Darstellungsmittel für das zu Offenbarende ist, sondern daß man die göttliche Meinung des Bildes zu verstehen suche. Dazu ist Vertrautheit mit den alttestamentlichen Propheten, sonderlich den obengenannten nötig, denn auch hier gilt’s, Schrift durch Schrift zu erklären. Dies ist nicht so schwer, als es scheint. „Der Weg der Einfalt ist auch hier der Weg der Weisheit.“