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 6. Wir geben zum Schluß eine kurze Übersicht der Offenbarung:

 Eingang 1, 1–8. V. 1-3 enthält den Titel, 4–6 die Zuneigung und 7–8 das Thema des Buches.

 Die erste Vision c. 1, 9–3, 22: Die Gegenwart der Kirche.

 Johannes schaut in der Verzückung inmitten der sieben Leuchter (der Gemeinden, welche die ganze Kirche repräsentieren) den HErrn in seiner Majestät und Macht, mit welcher er in seiner Kirche gegenwärtig ist (1, 9–20). Diese seine Macht bethätigt er an der Kirche zunächst als eine richterliche, indem er jeder Gemeinde resp. ihrem Bischof (denn der sittliche Stand des Bischofs spiegelt sich in dem seiner Gemeinde – qualis rex, talis grex) durch ein Sendschreiben Vorhalt über ihre Beschaffenheit macht, und ihr droht oder sie ermuntert. Es sind gleichsam Visitationsbescheide des Erzhirten der Kirche. Nach seinem Urteil beweist der Engel (Bischof) der Gemeinde in Ephesus zwar Schärfe und Festigkeit gegenüber den Irrlehrern und wacht mit Eifer über der Reinheit der Lehre und des Lebens, hat aber wenig Liebe mehr. De[r] Bischof der Gemeinde zu Smyrna, der in unscheinbarer Gestalt einen Reichtum inneren Lebens besitzt, hat sein Christentum vor allem im Dulden zu bewähren, steht aber in Gefahr der Verzagtheit; dem in Pergamus fehlt es nicht an Bekennermut, aber an Energie gegen sittenverderbliche Verführer; der von Thyatira hat als das Gegenbild des Bischofs von Ephesus Reichtum an Liebe, ist aber kläglich schwach gegenüber der in seiner Gemeinde herrschenden heidnischen Sittenlosigkeit; der von Sardes erscheint fast völlig erstorben; der von Philadelphia hat bei wenig Kraft große Treue und empfängt dafür auch reiche Verheißung; der von Laodicea befindet sich bei vermeintlich reichem Besitz in einem Zustand totaler Jämmerlichkeit (2, 1–3, 22).

 Die zweite Vision c. 4, 1–8, 1: Gott und die Welt.

 In einem neuen Gesichte sieht Johannes nun, nachdem er c. 2. 3 die Gegenwart der Kirche geschaut hat, die Zukunft derselben, c. 4 und 5 bilden die Einleitung und den bleibenden Hintergrund der nun folgenden Vorgänge, zunächst der Siegeleröffnung. Er sieht 4, 1–11 Gott den Vater in seiner richterlichen Majestät, die aber für uns in Gnade und Friede gehüllt ist (Regenbogen), rings um ihn die himmlische Ratsversammlung, die Geisterfürsten (nach der Zahl der priesterlichen Repräsentanten Israels?) (1–4). Von Gott geht Zorn aus (5), während das innere göttliche Leben selbst voll Ruhe und Frieden ist (6a); umgeben ist Gott von den Trägern und Symbolen seiner Weltgegenwart und ihrem und der Geisterfürsten Lob (6b–11). – In der Hand Gottes ruht das Buch mit den sieben Siegeln, d. i. das Geheimnis der Zukunft der Welt und der Kirche; niemand kann es enthüllen, als JEsus, der durch seinen Tod eingegangen ist in die Fülle göttlicher Macht und Erkenntnis (6); er empfängt es aus der Hand des Vaters, unter dem Jubel der seligen Geister und der durch ihn erlösten Menschheit (5, 1–14). – Es folgt nun die