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 Die fünfte Vision c. 15–20: Das Zorngericht über die Welt (und zwar zunächst über Babel, c. 16, 1–19, sodann über den Antichrist, c. 19, 11–21, den Satan c. 20) und die Erlösung der Gemeinde.

 Wieder versetzt uns Johannes über das unmittelbar Vorhergehende zurück in die Zeit der letzten Posaunen, wo die Welt auf die göttlichen Bußmahnungen nicht achtet und sodann der endliche Zorn Gottes sich in einzelnen Akten vollzieht. Unter dem Lobpreis derer, die im Kampf mit dem Tiere Sieger geblieben sind (der großen Schar c. 7, 9 ff.) treten sieben Engel mit den Zornschalen hervor, um durch sieben rasche Schläge Gottes Zorngericht über die antichristische Weltmacht auszuführen (15, 5–16, 21). Der Inhalt der beiden letzten Zornesschalen, die die Zornesengel ausgießen, der Untergang Babels und der Untergang des Antichrist, wird im folgenden noch näher ausgeführt. Ein Zornesengel zeigt dem Seher Babylon, die Weltstadt, welche mit dem Sinnenreiz ihrer Lust alle Völker bethört und an sich kettet, gegen die Bekenner Christi aber wütet (17, 1–6). Dann zeigt er ihm das Wesen des mit jener Weltstadt vereinten Tieres, des Antichrist. Er ist zum Erstaunen aller Völker (wie Christus) ein aus dem Tode (?) Auferstandener; sieben Weltherrscher (Sanherib, Nebukadnezar, Cyrus, Alexander, Antiochus Epiphanes, Cäsar, Karl der Große, resp. die gegenwärtige europäische Staatenordnung) sind ihm vorangegangen, er ist der achte und doch einer aus den sieben. Die übrigen Könige der Endzeit sind nur seine Vasallen. Mit ihnen vereint wird der Antichrist zuletzt aus Eifersucht die Weltstadt vernichten (7–18). Der Untergang Babels wird auf seiten Gottes laut gefeiert: ein Engel verkündigt denselben, ein zweiter Engel heißt die Kinder Gottes sich aus dem Gerichte Babels retten (18, 1–8). Die Kinder der Welt aber wehklagen über Babels Fall (9–20). Ein dritter Engel verkündet den gänzlichen Untergang und die Verödung der von Sinnenlust und dem Blut der Christen trunkenen Babel (21–24). Babels Untergang wird mit nicht enden wollendem Halleluja von der himmlischen Gemeinde gefeiert (19, 1–10).

 Nun folgt die Wiederkunft Christi zum Gericht über die feindliche Weltmacht (19, 11–16). Er überwindet siegreich die beiden Tiere, den Antichrist und seinen Propheten, und ihre Heere, womit die siebente Zornschale ausgegossen wird, während die Vertilgung Babels die sechste war (17–21). Unmittelbar an das Gericht über den Antichrist schließt sich die Bindung Satans, die erste Auferstehung und das tausendjährige Reich, die Weltzeit des Königreichs JEsu Christi, der Abschluß der diesseitigen Weltentwicklung und der Übergang der jetzigen in die künftige Welt (20, 1–6). Danach macht Satan den letzten Versuch, die Weltherrschaft an sich zu reißen, und jetzt ergeht auch über ihn das Endgericht, an das sich die allgemeine Auferstehung und das Weltgericht anschließt (7–15).

 Die sechste Vision c. 21–22, 5: Die neue Welt.

 Die Welt ist nun ganz Gottes geworden und der selige Stand der Dinge herbeigeführt, auf den es Gott von Anfang an abgesehen, und welchen