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durch I c. 9, 22b stehen übrigens beide im Zusammenhang. – In dem Bericht über Samuel-Saul fände sich verschiedene Auffassung der Autorität Samuels; nach der einen Urkunde erscheine Samuel als Reichsverweser mit unbeschränkter Vollmacht, nach der andern, die in I c. 9, 1–10, 16 u. c. 11, 1–11 vorliege, zwar als hervorragender Seher, aber nicht als Regent der Theokratie, vielmehr habe er erst durch sein Verhältnis zu Saul allgemeinere Bedeutung erlangt. Im Hintergrund dieser beiden Berichte aber stünden 2 Zeitalter, das vorexilische, das im Königtum die Vollendung sah, und das nachexilische, das darin Abfall erblickte. Aber nach der einen Seite ist Samuels Stellung übertrieben; es wird sich mit derselben nicht viel anders verhalten haben, als mit der Deboras; der Gehorsam, den man ihm entgegenbrachte, war ein freiwilliger, herfließend aus der Anerkennung seiner Wirksamkeit. In den angeführten Kapiteln hingegen erscheint Samuel in engerem Kreis, aber als Hauptperson in seiner Umgebung, viel auswärts beschäftigt; er salbt den Saul zum König, ja gibt ihm Anweisung und Verhaltungsbefehl c. 10, 8, alles Dinge, die zu dem sonst bekannten Bild Samuels wohl passen. – Die von der Kritik zu Gunsten Sauls beliebte Herabwürdigung des Propheten ist in den geschichtlichen Thatsachen nicht begründet. – Für die Zusammenarbeitung verschiedener Quellen in der Geschichte Davids macht man geltend I c. 17, 33, 55 in seinem Verhältnis zu I, 16, 18. Indes ein streitbarer Mann ist noch kein kriegsgeübter; v. 55 aber will Saul etwas von den Familienverhältnissen Davids wissen, da derselbe nun eine öffentliche Bedeutung zu gewinnen anfängt, eventuell auch eine Bedeutung für die königliche Familie selber. Die hernachfolgende Unterredung mit Saul war nach c. 18, 1 eine eingehendere. Um die Familienverhältnisse seines Waffenträgers sich zu kümmern hatte Saul keinen äußeren Anlaß gehabt.

 4. Übersicht des Inhalts:

 Erstes Buch: Das Propheten- und Richteramt Samuels und das Königtum des Saul.

 Erster Abschnitt: c. 1–7; die Erneuerung des Gottesstaates durch das Wirken Samuels.

 Hanna, das fromme Weib Elkanas, erbittet sich im Heiligtum zu Silo einen Sohn, den sie dann Samuel nennt und dem Dienste des HErrn weiht,