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mit ihm begonnene Königsherrschaft zur Vollendung und die ihm c. 7 gegebene Verheißung zur Erfüllung kommen wird (23, 1–7).

 Anhang. 1. Die Helden Davids (c. 23, 8–39); 2. die Volkszählung und die Pest (c. 24). Sie werden hier berichtet, weil sie zur Erwerbung der Tenne Aravna führen, in welcher David den Ort erkannte, auf welcher der von seinem Nachkommen (c. 7) zu erbauende Tempel stehen sollte – die letzte für den Gottesdienst wichtige Regierungsthat des Königs David.


§ 30.
Die Bücher der Könige.

 1. Die beiden Bücher waren ursprünglich eine Schrift; erst durch die LXX erfolgte die Teilung in zwei Bücher. Die LXX und die Vulgata nennen die Bücher der Könige das 3. und 4. Buch der Könige, indem sie die Bücher Samuelis als 1. und 2. Buch der Könige bezeichnen. Der Talmud nennt die Bücher „das Buch der Könige“. – Sie enthalten, wie ihr Name besagt, die Geschichte des Reiches Israel unter den Königen, und zwar von der Thronbesteigung Salomos (1015) an bis zum Untergang des Reiches Juda, näher bis 560. Das Buch enthält aber nicht die persönlichen Schicksale der Könige, sondern die Geschichte der Theokratie. Daraus erklärt sich, daß in dem Königsbuch das Wirken der Propheten einen so breiten Raum einnimmt. Es bildete neben dem Walten der Könige den anderen Faktor, der die Geschichte der Theokratie bestimmte.

 2. Die Geschichtsdarstellung der Bücher der Könige läßt als Verfasser einen Propheten erkennen. Nach talmudischer Überlieferung hätte Jeremia mit Benutzung der in den Büchern selbst genannten und anderer prophetischer Aufzeichnungen diese Schrift verfaßt. Der Verfasser schrieb aber in der zweiten Hälfte des Exils (2 Kön. 25, 27) und sein Aufenthaltsort war das babylonische Exil (a. a. O.). Beides spricht gegen Jeremia als Verfasser, denn dieser müßte die Schrift sonach im 86. Lebensjahre oder noch später verfaßt, und seine Tage in Babel beschlossen haben, während wir ihn zuletzt in Ägypten finden. (Vgl. Jer. 43 ff.) Der Verfasser ist uns unbekannt. Die Formel „bis auf diesen Tag“ in I, 8, 8; 9, 21; II, 8, 22, scheint aus den Quellen beibehalten und soll wohl sagen, daß der jedesmalige Thatbestand bis zum Untergang des Reiches dauerte.