Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Wie kann der christliche Volksschullehrer an der Schuljugend Seelsorge üben.pdf/10

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der Schüler sich stets gedrückt fühlt und in dem Lehrer gewissermaßen eine feindliche Macht sieht, von welcher er je eher je lieber erlöst zu werden wünscht. In höheren Schulen oder Anstalten treten sich Lehrer und Schüler wie feindliche Partheien gegenüber, und dieser Geist kommt später zum Vorschein in den Verhältnissen des Lebens, wo der Mann sich durch den Vorgesetzten oder durch die Obrigkeit eben so belästigt und beengt fühlt, wie einst der Knabe durch den Lehrer, der ihm zu viel aufbürdete. Vielleicht wird es gerade an diesem Punkte offenbar, was es heißt: den Schüler in der Schule zu freiem Gehorsam zu erziehen.

 4. Wie aber dann, und damit kommen wir auf einen vierten Punkt, wenn die Forderung des Lehrers gerecht und das Widerstreben des Schülers gegen denselben ungerecht ist? In diesem Falle tritt die Nothwendigkeit der Züchtigung ein; der Widerwille muß gebrochen, der falsch strebende zurecht geleitet werden. Hier beweist sichs am meisten, ob ein Lehrer seelsorgerlichen Tact und seelsorgerliches Streben habe oder nicht, ob es ihm darum zu thun sei, den Widerwillen schlechterdings zu brechen, d. h. äußerlich so viel Unterwerfung zu erzielen, als nöthig scheint, oder die Züchtigung so zu ertheilen, daß eine innere Wandlung erfolgen kann. Wo letzteres geschehen soll, da ist nöthig, daß alle Leidenschaft im Feuer der barmherzigen Liebe sich verzehre und daß aus der Art und Weise des Lehrers Güte und Liebe leuchte. Ferner muß es dem Schüler zum Bewußtsein kommen, daß er sich nicht nur an einem Menschen, sondern an Gott dem Herrn selbst versündigt habe. Die Strafe muß ebenso wie von barmherziger Liebe so auch vom heil. Ernst begleitet sein. Den Strafact mit Scherzworten zu begleiten, oder zu einem Act der Rache oder eitler Selbstbespiegelung in der eigenen Machtstellung zu verzerren, ist von allem anderen abgesehen, eine gar schwere Versündigung gegen die Seele des zu strafenden Kindes. Was in der rechten Hand das höchste Segensmittel für die Seelenleitung ist, wird in der argen zu einem Mittel des Verderbens. Der arge Lehrer erzeugt tückischen Trotz, während der fromme die gottlose Seele zum Gehorsam bekehrt.

 5. Freilich die Bekehrung zum Gehorsam wird mit menschlicher Anstrengung, Weisheit und Tugend allein nicht erzielt. Er ist zu köstlich, als daß er eines Menschen Werk sein könnte, er ist schließlich Gottes Werk. Es geht auch da, wie geschrieben steht: Ich