Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Wie kann der christliche Volksschullehrer an der Schuljugend Seelsorge üben.pdf/15

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 Daß diese Gedanken auf die Behandlung der schon Confirmirten, der Sonntagsschüler, einen noch durchgreifenderen Einfluß üben würden, versteht sich von selbst: sie sollte der Lehrer durchweg nicht als Schulbuben, sondern als junge Glieder der christlichen Gemeinde ansehen – und darnach behandeln.

 3. Hier habe ich aber noch einen Punkt besonders zu betonen, nämlich den der Disciplin. Nirgends tritt die segensvolle Wirkung eines Zusammenwirkens zwischen Lehrer und Pfarrer energischer hervor, als auf diesem.

 Die Uebung der Disciplin in allen wichtigeren Fällen sollte in dem Stadium, wo die Schüler zugleich Katechumenen sind, eine gemeinsame sein. Es widerstrebt ja dem Gefühl auf’s Aeußerste, wenn der Katechumen vom Pfarrer mit dem Worte Gottes und vom Schullehrer mit dem Stocke zurecht gewiesen wird. Ich wünschte, daß die Disciplin in Kirche und Schule eine durchaus geistliche würde. Vergehungen von Confirmanden sind als Sünden, die Confirmanden selbst im Falle der Vergehung als offenbare Sünder anzusehen. Ich glaube die Sache nicht zu ideal aufzufassen. Man kann die Jugend ganz wohl dafür erziehen, daß sie in diesem Geiste erzogen werden kann. Ja, gerade je verderbter die Jugend ist, desto mehr kann ihr, wenn ihr überhaupt geholfen werden kann, allein durch Gottes Wort geholfen werden. Deßhalb sollte der Lehrer sowohl für sich allein mit den Mitteln der geistlichen Zucht arbeiten, als auch insonderheit alle ernsteren Schulsünden zur Kenntniß des Pfarrers als des Seelsorgers und Beichtvaters seiner Schüler bringen. Dies wäre für den Pfarrer ein großer Dienst. Dieser kann ja nicht einwirken ohne Anlaß, und der Confirmandenunterricht selbst bietet diesen Anlaß nicht oft genug. Besonders auf dem Lande und in kirchlich gesinnten Gegenden erscheinen die Confirmanden und Christenlehrschüler vor dem Pfarrer im Sonntagsröcklein. Es ist für die Eltern eine Ehrensache, daß ihre Kinder im kirchlichen Unterrichte im Lernen und Betragen sich untadelig erfinden lassen, während der alte Adam in der Schule noch immerhin sein Wesen offenbaren darf.

 Besonders wichtig ist die Handhabung einer gemeinsamen geistlichen Disciplin bei den Christenlehrpflichtigen. Sie empfiehlt sich auch den Lehrern selbst. Mit älteren Schülern und Schülerinen ist nun einmal mit dem Stocke nichts auszurichten; da tritt das Wort der Ermahnung und im höheren Grade die Abendmahlszucht an die