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I.
Der Schul-Unterricht im Sinne der Seelsorge.

 Die Festversammlung, theure Brüder und Freunde, zu der wir uns hier zusammengefunden haben, hat für uns ein besonderes Interesse darin, daß sie einer Idee zum Ausdruck dient, welche für unser christliches Volk und das Bestehen einer Volkskirche von der größten Bedeutung ist, nämlich der Idee, daß Kirche und Schule zusammengehören und zusammenbleiben sollen. Es ist uns wohlbewußt, daß wir mit dieser Idee uns mit der Meinung Vieler, ja mit der Mehrzahl in Widerspruch setzen. Aber wir können darum von jener Verbindung nimmer lassen, denn wir sind der Ueberzeugung, daß Kirche und Schule eine sittliche Aufgabe haben und daß sie daher nicht gleichgültig neben einander bestehen können, sondern entweder mit oder wider einander wirken müssen. Weil wir nun wollen, daß sie zusammenwirken, deßhalb eifern wir für die Erhaltung ihrer Verbindung.

 Wenn freilich die Schule nichts anderes soll, als gewisse für’s bürgerliche Leben nöthige Fertigkeiten und Kenntnisse vermitteln, dann haben Kirche und Schule nichts mit einander zu thun. Aber das wollen doch nicht einmal die Gegner. Erst vor Kurzem las man, daß der Nürnberger Volksverein Unterricht und Erziehung als die Aufgabe der Schule erkenne, und daß er der Kirche die Schulaufsicht nicht bloß deßhalb genommen wissen wolle, weil sie vom Unterrichte nichts verstehe, sondern auch weil sie so verkehrt erziehe. Wir verteidigen uns gegen diesen Vorwurf nicht, sondern nehmen nur Act davon, daß Alle darin einig seien, daß Unterricht und Erziehung Aufgabe der Schule ist. Daß aber eben deßhalb Kirche und Schule in Verbindung bleiben müssen, sollte doch nicht so schwer zu erkennen sein. Denke man sich die Trennung von Kirche und Schule wirklich eingetreten. Was resultirt daraus für die Erziehung des Volkes?