Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Wie kann der christliche Volksschullehrer an der Schuljugend Seelsorge üben.pdf/8

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Gottes in der Kindesseele kennen sie nicht; die Geduld, die diese Seele zum Gehorsam nicht zu zwingen, sondern zu gewinnen sucht, die mögen sie nicht. Sie selbst haben kein zerbrochenes Herz; sie selbst sind ohne Buße, ohne Gehorsam. Sie können wohl herrschen, aber nicht dienen, und die Erziehung zum freien Gehorsam fordert das geduldige Dienen.

 So werden Sie mir beistimmen, wenn ich sage: Die Erziehung des Schülers zum freien Gehorsam ist Erziehung und Zubereitung seiner Seele für’s Werk des heil. Geistes, und kann selber nur mit Hilfe des heil. Geistes geschehen. Sie ist des Lehrers eigenthümliche Seelsorge an der anvertrauten Jugend.


2.

 Und nun, welches sind die Mittel für dieses seelsorgerliche Werk?

 1. Das erste und letzte ist die rechte Intention bei dem Unterricht. Alles kommt darauf an, mit welcher Absicht unterrichtet wird. Ist die Beibringung eines gewissen Lehrstoffes die Hauptabsicht, ohne daß man auf die Persönlichkeit des Schülers Rücksicht nimmt, so wird nötigenfalls Zwang angewendet, oder man nimmt zu unlautereren Mitteln seine Zuflucht, wie zur Stachelung des Ehrgeizes, zur Sucht nach Belohnung u. dergl.; es ist bloß darum zu thun, daß ja das Pensum geleistet werde. Aus den Schülern mag werden, was da will. Diese Intention ist der seelsorgerlichen geradezu entgegengesetzt. Bei ihr verdirbt die Seele des Schülers. Die seelsorgerliche Intention im Unterricht geht vor Allem auf die sittliche Hebung, auf die richtige Leitung der Seele aus. Um sie vor Allem ist es dem Lehrer zu thun. Er denkt an das Wort des HErrn: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, und nähme doch Schaden an seiner Seele. Unlautere Motive hält der christliche Lehrer, der auf die Seele des Schülers sieht, ferne; dagegen sucht er durch die geistige Arbeit der Schule den Willen des Schülers zu gewinnen und seine Seele zum freien Gehorsam anzuleiten. Auf diesen Gehorsam kann er geduldig warten; hat er diesen Gehorsam erzielt, so kommt mit ihm auch noch die rechte Leistung.

 2. Hiebei, und das ist nun das zweite Mittel, wirkt er auf den Schüler am allermeisten durch sein eignes Vorbild. Wie überhaupt von der Persönlichkeit des Lehrers, wenn sie geheiligt ist, ein heiligender