Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 009.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bleiben muss, sich Rückschlüsse auf die allgemeine Entwicklung mit genügender Sicherheit darauf stützen konnten.

Dadurch wurde nun freilich die Aufgabe ausserordentlich erweitert; die schon benutzten Quellenwerke waren neu zu vergleichen, andere jetzt erst herbeizuziehen. Dass auch das Material für die bereits behandelten Gegenstände sich durch diese Forschungen wesentlich vervollständigte, ist begreiflich; aber ich glaubte mich doch auch zu überzeugen, dass für diese das neugewonnene Material durchweg nur bestätigend und ergänzend ins Gewicht fiel, selten, und auch dann nur für untergeordnete Punkte, eine geänderte Auffassung nöthig machte; und konnte hier von einer Erschöpfung des Stoffes überhaupt nicht die Rede sein, so war damit eine Gränze erreicht, welche den Abschluss der ersten Theile genügend zu rechtfertigen schien. Darauf verwies mich zugleich ein anderes. Je mehr der Kreis der Arbeit sich dehnte, um so schwerer wurde es, das gesammelte Material in seinem ganzen Umfange zu beherrschen, bis zu einem gewissen Grade alle zu behandelnden Gegenstände gleichzeitig im Auge zu halten; der früher behandelte Stoff wurde mir immer fremder während der anhaltenden Beschäftigung mit Erörterungen, welche zu ihm nur in losem Zusammenhange standen; und diesen selbst schien es nur förderlich sein zu können, wenn ich ihnen nach völligem Abschlusse mit einem Theile der Arbeit meine Aufmerksamkeit ungetheilt zuwenden konnte. Die Untersuchungen über Herzogthum und Grafschaft waren in der angedeuteten Richtung für die Länder Baiern, Schwaben, Lothringen und Sachsen durchgeführt, als mich jene Gründe bewogen, vorläufig von ihrer Fortsetzung abzustehen. Nachdem ich einzelne fühlbar gewordene Lücken des Materials auswärts ergänzt hatte, begann ich schon vor anderthalb Jahren die Durchsicht, Ergänzung, vielfach auch Umarbeitung des ersten Theiles; mancherlei Abhaltungen liessen mich erst jetzt damit zum Schlusse kommen.

Wenn so die Untersuchung überhaupt von Erörterung einer Einzelfrage ausging, sich nach und nach auf andere nicht minder spezielle Fragen ausdehnte, so hat auch die ganze Arbeit in einem Masse den Charakter der Einzelforschung beibehalten, wie er in umfassendern Werken wenig gebräuchlich ist. Wohl blieb der Gedanke nicht unerwogen, das Ganze umzugestalten, nicht die Forschung selbst, sondern ihre Ergebnisse in den Vordergrund zu stellen, einer übersichtlichern

Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)