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finden wir auch den Titel comes Pedemontium;[1] und während Chablais und Aosta durchweg als Herzogthümer bezeichnet werden, führen vereinzelt, so 1334 und 1427, die Grafen und Herzoge von Savoyen auch den Titel eines princeps Chablasii et Augustae.[2]

Ein Ausnahmsverhältniss bezeichnete der Titel einige Zeit in Aragonien, wo Graf Raimund Berengar von Barcelona seit 1137 als Verlobter der Erbtochter Pedronilla die Regierung führte, den Königstitel aber nicht annahm, sondern sich Barchinonensis comes et princeps Arragonensis, auch Aragoniae, Aragonensium oder regnique princeps Aragonensis et marchio oder dux Provinciae nannte.[3]

In diese Reihe haben wir auch wohl den Herzog Welf zu setzen als princeps Sardiniae oder Sardiniae et Corsicae oder auch Sardinie et Galabrie.[4] Für das neue Reichslehn mochte sich kein anderer passender Titel finden, wenigstens scheint er damals erst entstanden; auch zeigt sich eine gewisse Unsicherheit über den Werth, der ihm beizulegen sei. 1152 nennt sich Welf rector, dann 1153 princeps Sardiniae und zwar an der Spitze seiner Titel, während in den spätern Urkunden und im Siegel der princeps sich bescheiden hinter den dux Spoleti und marchio Tusciae zurückgezogen hat. In Urkunde von 1181 heisst er auch ohne nähere Bezeichnung princeps et dux Welfo.[5]

Für die Gestaltung der Standesverhältnisse im Reiche blieben jene 8 unteritalischen Fürstenthümer ohne Bedeutung; kaum dass wir vereinzelt einen Fürsten von Capua unter den Zeugen kaiserlicher Urkunden nachweisen können.[6] Diese Fürsten erklären uns aber den Umstand, dass wir zuweilen in Kaiserurkunden Principes als eine besondere Klasse weltlicher Grossen, welche den Herzogen, Markgrafen u. s. w. nebengeordnet ist, aufgeführt finden, während regelmässig der Ausdruck nur als Gesammtbezeichnung der verschiedenen Klassen der angesehensten Grossen in der umfassendern Bedeutung der Reichsfürsten gebraucht wird. So in Kaiserurkunden für Salerno 982: ut nullus princeps, dux, marchio, comes, straticho u. s. w.; und 1022: ut nullus dominus, princeps, straticho, marchio u. s. w., wo die Beziehung keinem Zweifel unterworfen ist; dann freilich auch in Urkunden für andere Theile Italiens, so 1001: ut nullus imperator, rex, dux, marchio, princeps, comes u. s. w.[7] So bedient sich auch K. Friedrich II. in Urkunden, die in Italien, insbesondere aber in Sicilien ausgestellt sind, häufig der Formel: ut nullus princeps, dux, marchio u. s. w.[8]; vereinzelt kommt sie freilich auch in den Urkunden seines Sohnes, des

deutschen Königs Heinrich, vor[9], und der Ausdruck liesse sich füglich

  1. Leibnitz c. d. 312. Guichenon l. c. 123.
  2. Lünig c. d. It. 3, 947. Guichenon l. c. 123.
  3. Papon 2, 16. Ughelli 4, 862. Guichenon B. Seb. 172. H. de Langued. 2. 495. 534. 546. 554. 569.
  4. Wirtemb. UB. 2, 212. Die übrigen Belege bei Stälin 2, 274 f.
  5. Wirtemb. UB. 2, 219.
  6. Meiller 31.
  7. Muratori ant. 1, 193. 194 5, 490.
  8. Huillard 2, 624 u. öfter.
  9. Huillard 2, 879.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_057.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)