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Wie sich ergeben wird, werden mehrere dieser Ausdrücke, wie18 Optimates, Proceres, Primates und Primores, auch zur Bezeichnung der Fürsten des Reichs gebraucht. Dagegen finden wir vom Westen abgesehen, nur sehr selten den umgekehrten Fall, dass Grosse nicht in Beziehung auf das Reich, sondern auf einen einzelnen Reichstheil oder einen Reichsfürsten Principes genannt werden. Allerdings ist sehr häufig von den principes Bavariae oder Saxoniae oder auch den principes terrae die Rede; aber wenigstens in sehr vielen Fällen, wie die Einzelerörterungen ergeben werden, sind darunter nur die in Baiern, in Sachsen, im Lande ansässigen Reichsfürsten zu verstehen; der Ausdruck kann dennoch recht wohl vom Ganzen, nicht vom Theil hergenommen sein.

In einzelnen Fällen aber ergibt sich daraus, dass entweder ein Reichsfürst von seinen Principes spricht, oder aber als Principes terrae auch solche erwähnt werden, welche den Principes imperii nicht angehörten, doch mit Bestimmtheit, dass dem Ausdrucke nur die Beziehung auf einen der untergeordneten Kreise des Reichs zu Grunde liegen konnte.

Am bestimmtesten scheint sich das im Lande Baiern zu ergeben. Wenn Arnulf von Baiern sich 908 des Ausdruckes: omnibus episcopis, militibus et regni huius principibus bedient, wie es in einer gleichzeitigen Tradition heisst: coram rege (Arnulfo) et episcopis atque comitibus et ceteris principibus suis[1], so kann man freilich Baiern in jener Zeit kaum als einen Reichstheil bezeichnen. Vom Bischofe von Passau heisst es 1135 urkundlich: cleri sui caritatem, principum suorum benivolentiam, populi sui devotionem monuit[2] Der Markgraf von Oesterreich sagt 1136: Cuius rei sunt testes totius provinciae principes[3], unter welchen wohl nur die Grossen der Mark zu verstehen sind. Um dieselbe Zeit heisst es in einer Passauer Tradition: litigium in praesentia domini Chunradi marchionis cunctisque principibus suis dirimi oporteat exortum; es ist die Rede von Konrad, Bruder des Markgrafen Diepold von Vohburg.[4] Herzog Leopold von Baiern urkundet 1140 in praesentia principum terre nostre, nämlich der Bischöfe von Regensburg und Freising und mehrerer Grafen und Edeln.[5] Ebenso heisst es urkundlich 1176 von der Zusammenkunft der Herzoge von Baiern und Oesterreich, sie sei geschehen praesentibus utriusque terrae principibus et multa frequentia militum[6] Bestimmter wieder sagt Herzog Leopold von Oesterreich 1183, es sei etwas geschehen coram nobis et principibus nostris, zu welchen wohl zu rechnen sind die Grafen Beilstein, Scala, Plaien, Blasenstein und einige Edle, welche in der Zeugenaufzählung den besonders bezeichneten Ministerialen voraufgehen.[7]

Seitdem ist mir kein Beispiel mehr bekannt, dass noch irgend einer

  1. Hund 1, 89. Meichelbeck, 1b, 429.
  2. M. B. 28b. 94.
  3. Pez c. d. 1, 322.
  4. M. B. 29b, 59. vgl. 54.
  5. M. B. 13, 169.
  6. M. B. 3, 456.
  7. M. B. 9, 568.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)