Seite:Ficker Vom Reichsfürstenstande 067.jpg

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der baierischen Reichsfürsten von seinen Principes gesprochen hätte, abgesehen von einzelnen noch zu erörternden Beispielen in Urkunden des Herzog Rudolf IV. von Oesterreich, welche nicht hieherzuziehen sind. Die bestimmtere Beziehung der Principes aber zum Lande tritt hier auch urkundlich wenigstens im Beginne des dreizehnten Jahrhunderts noch wohl hervor; so schreibt der Herzog 1204: omnibus christi fidelibus et precipue tocius Bauwarie principibus; und 1209 wird auf einem herzoglichen Hoftage etwas verhandelt coram principibus et primatibus terre nostre[1]; es wird sich uns aber auch ergeben, dass gerade in Baiern die Verbindung eigentlicher Reichsfürsten mit dem Lande und dem Herzogthume sich bis in spätere Zeit erhielt und der Ausdruck sich demnach dennoch vielleicht nur auf Reichsfürsten beziehen kann, wie solche, nämlich die Bischöfe von Passau und Eichstedt, denn auch 1209 als Zeugen erscheinen. Später werden denn auch hier nur andere Ausdrücke gebraucht; so spricht der Herzog 1225 von den optimates Bavarie, 1237 von den nobiles terre nostre, obwohl Reichsfürsten zugegen sind.[2]

Derselbe Gebrauch ergibt sich wohl für Schwaben, wenn Herzog Friedrich 1185 omnibus principibus et quibuscunque fidelibus sub ducatu nostro degentibus meldet, dass er cum universis principibus totius Sueviae zu Gericht gesessen habe, oder 1187 tam presentibus quam etiam in posterum fidelibus et precipue totius Suevie principibus einen a principibus et ministerialibus ducatus nostri gefundenen Spruch kundgibt[3]; dabei würde doch kaum an Reichsfürsten zu denken sein, auch abgesehen davon, dass die in jenen Urkunden den schwäbischen Fürsten zugezählten Grossen sich nach Massgabe späterer Erörterungen zum grossen Theil nicht als zum Reichsfürstenstande gehörig erweisen würden.

Der Erzbischof von Mainz bestimmt 1090, dass wenn er die dem Kloster Kamberg gewährten Freiheiten verletze, der Abt ihn zunächst per principalem prepositum ceterosque principes meos abmahnen solle[4]; nach dem Zusammenhange scheinen darunter zunächst nur die höchsten geistlichen Würdenträger zu verstehen zu sein. Was Köln betrifft, so urkundet der Erzbischof 1140 consilio priorum suorum, principum, hominum et ministerialium und 1172 wird eine Gladbacher Urkunde ausgestellt presente domino Ph. Coloniensi archiepiscopo et A. comite de Molbach et H. comite de Chesle et T. de Milindunch et aliis terre principibus.[5] Nicht hieher gehört eine mehrfach angezogene Stelle in Urkunde des Abts von Korvei von 1120: cum me nunc per principes et ceteros homines meos, nunc per ministeriales meos nimium sollicitaret[6]; es ist unzweifelhaft von Reichsfürsten die Rede, welche Vasallen des Abts waren.

  1. M. B. 22, 202. 11, 182.
  2. Quellen u. Erört. 5, 36. M. B. 13, 207.
  3. Herrgott 2, 197. M. B. 23, 4.
  4. Guden 1, 30.
  5. Lacombl. 1, n. 341. 443.
  6. C. d. Westf. 1, 147.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)