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non licet, multo minus ministerialibus licere constat.[1] Wo wir überhaupt eine schärfere Trennung der Zeugen in Klassen finden, erscheinen, wie wir sehen werden, die Ministerialen immer getrennt; und selbst in Fällen, wo alle andern Anwesenden in den Kaiserurkunden als Fürsten aufgeführt werden, hielt man es doch für angemessen, wenigstens die Ministerialen auszuscheiden. So 1125: Approbantibus multis summisque regni mei primoribus, quorum nomina ad ipsa corroboranda infra subscripta sunt: nämlich Bischöfe, Pröbste, Archidiakone, Domherrn, Grafen und Edle bis A. de Erseloch, L. frater Wenrici. De familia imperatoris u. s. w.[2]; 1132: De principibus: dux W., dux S., comes A. de Los, G. de Falcomonte, G. Hostade; de fratribus ecclesiae: –; de ministris: Godefridus, Christianus, Walterus, wo freilich Ministerialen der Kirche gemeint sein dürften[3]; 1134: Fecimus autem hoc coram subscriptis testibus: B. praeposito de S. Blasio, E. praep. de Embeck, B., L., B. capellanis, S. comite et H. comite, L. de Woltingerode aliisque multis regni principibus, L. advocato, A. cubiculario, B. de Beines aliisque multis ministerialibus.[4]

36 In ähnlicher Weise finden wir in den in Italien ausgestellten Urkunden auch die Judices von den Fürsten unterschieden. So heisst es 1054: consilio nostrorum principum, archiepiscoporum, episcoporum, marchionum, comitum ac iudicio iudicum seu consensu omnium iudicantium[5]; 1163: consilio universorum principum nostrorum tam Lombardorum quam Theutonicorum et etiam iudicum.[6]

37 Beweisen uns nun die obenangeführten Stellen einerseits, dass die Ministerialen nicht zu den Principes gerechnet wurden, so scheinen sie aber auch andererseits dafür zu zeugen, dass alle bis zu den Ministerialen herab den Fürsten zugezählt wurden. Beachtenswerth ist dafür auch die Stelle in gleichlautenden Kaiserurkunden von 1076 und 1147: Decretum est igitur a me – a ducibus etiam, et palatinis, marchionibus, comitibus et omnibus inferioris dignitatis principibus collaudatum[7], welche auf eine ähnliche Ausdehnung schliessen lässt. Danach würden die Fürsten etwa zusammenfallen mit dem Stande der Edeln oder der freien Herren, überhaupt nur die dem ersten Geburtsstande angehörigen bezeichnen; eine Forschung nach besondern Standesrechten der Fürsten würde wenigstens für die früheren Zeiten überflüssig; wir hätten nur etwa noch zu erörtern, ob sich für die geistlichen Fürsten eine schärfere Gränze ziehen lasse.

Aber trotz der bisher angeführten Stellen wird sich nachweisen lassen, dass man die blossen Nobiles oder Liberi da, wo überhaupt ein schärferes Auseinanderhalten der verschiedenen Stände hervortritt, von den Principes sehr bestimmt unterschied.

  1. C. d. Westf. 2, 56.
  2. Ungedr.
  3. Miraeus 1, 95.
  4. Lünig 18b, 32.
  5. M. G. 4, 42.
  6. Ughelli 5, 294.
  7. Schöpflin Bad. 5, 25. Zeerleder 1, 42.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)